News von der Glarner reformierten Landeskirche

Wie fair ist Ihr Smartphone?

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21.08.2018
«Brot für alle» hat Smartphones, Tablets und Computer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Bei den Kategorien «Konfliktrohstoffe» und Umwelt liegen Apple, Dell und HP vorne. Doch bei den Arbeitsrechten hinken diese Konzerne hinterher.

Die Schweiz ist in Sachen Smartphone Weltmeister: 94 Prozent der Haushalte besitzen ein Handy, die durchschnittliche Nutzung beträgt gerade einmal 16 Monate: Ein Rekord. Damit trägt die Schweiz dazu bei, dass immer mehr Elektronikprodukte produziert werden. Dies geschieht oft unter schlechten Bedingungen.

Brot für alle lancierte 2017 zum dritten Mal ein IT-Markenrating. Dieses nahm die zehn Firmen mit dem grössten Schweizer Marktanteil unter die Lupe. Das Ergebnis: Keine der Marken punktet in allen Bereichen. Unterschiede gibt es aber trotzdem: Apple, DELL und HP schneiden in den Kategorien «Konfliktrohstoffe» und «Umwelt» besser ab, Samsung, Sony, Lenovo, Acer, Asus, HTC und Huawei dagegen schlecht.

Bei den Arbeitsrechten besteht Handlungsbedarf
Bei den Arbeitsrechten konnte kein Unternehmen überzeugen. Mit der Kampagne «Menschenrechte im Elektroniksektor» machen sich «Brot für alle» und «Fastenopfer» seit 2007 für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen stark. Hier bestehe Handlungsbedarf. Die Kampagne will die Käufer auf die ungerechte Produktion aufmerksam machen und sie für Fairness sensibilisieren. Sie bringt Firmen und Menschenrechtsorganisationen längerfristig ins Gespräch.

Die Studie untersucht ausschliesslich Daten, die von den Firmen selbst veröffentlicht wurden. Um eine Vergleichbarkeit der Firmen zu gewährleisten, machte man keine «vor-Ort-Erhebungen» in Fabriken. Dies ist laut Karin Mader, Projektverantwortliche bei «Brot für alle» eine gewisse Schwäche der Studie. Es sei aber für «Brot für alle» nicht möglich gewesen, die Lieferketten aller Unternehmen durch Menschenrechtsorganisationen zu spiegeln.

Lange stehen, kaum Pausen
Recherchen von SACOM, einer Partnerorganisation von «Brot für alle», ergänzen die Berichte der Markenfirmen kritisch. SACOM führte die Untersuchungen inkognito in drei Apple-Zulieferfirmen in China durch. Die Fabrikangestellte Xu Min, eigentlich Studentin einer Hotelfachschule, berichtete, dass sie bei einem Apple-Grossauftrag von morgens bis abends in der Fabrik stehen müsse und kaum Pausen machen dürfe. Falls sie dem Arbeitsaufgebot in der Fabrik nicht Folge leiste, verweigere ihr die Berufsschule das Diplom.

«Wir suchen nicht die Konfrontation»
Aktionen wie das IT-Rating und Forschungen vor Ort bewirkten etwas. Apple reagierte. Es sei wichtig, den Firmen die Möglichkeit zum Hinschauen zu geben, erklärt Mader das Konzept des IT-Ratings. «Wir suchen nicht die Konfrontation», unterstreicht sie. Bevor «Brot für alle» die Daten veröffentlichte, konnten die Firmen sie einsehen. Acht von zehn Unternehmen antworteten. Einzelnen Firmen sei dadurch erst bewusst geworden, wie wichtig der Aspekt «Nachhaltigkeit» für ihr Image ist.

Gibt es das faire Handy? «Fairphone» und «Shiftphones» sagen Ja. Beide Unternehmen versprechen faire Materialien und faire Produktion. Den Firmen ist die Transparenz wichtig. Können sie die Produktionsketten nicht durchleuchten, kommunizieren sie dies. «Social Enterprises» wie «Fairphone» investieren einen Teil ihrer Einnahmen, um gerechte Produktionsbedingungen zu fördern.

Image wirkt sich auf Gewinn aus
Faire Klein-Unternehmen sind häufig auf die gleichen Lieferanten wie die Megakonzerne angewiesen. Sie sind für die Lieferanten jedoch weniger wichtig. Dies kann die Lieferkapazitäten beeinflussen und zu Engpässen führen.

Den grossen Konzernen wie Apple sei an ihrem Image gelegen, weil sich dieses auf den Gewinn auswirke, erklärt Mader. Wenn sich die Konsumenten in Zukunft noch stärker für fair produzierte Geräte interessieren, bestehe die Möglichkeit, dass Apple eines Tages eine spezielle Produktelinie herausbringe. So könnten auch Grosskonzerne diese «faire Nische» bedienen. Ist die Zukunft also das «iPhone fair»?

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Noemi Schürmann, kirchenbote-online, 21. August 2018

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