News von der Glarner reformierten Landeskirche

Denkpause

von Dagmar Doll
min
17.03.2025
Das staunende Lachen ist erhaben über die Unwägbarkeiten, die uns so oft bedrücken. Es stellt sich gegen sie. Es drängt sie zurück. Das staunende Lachen ist schon jetzt ein Stück Himmel auf Erden, ein süsser Vorgeschmack auf Gottes Herrlichkeit.

Ich lache gerne. Lachen gehört zu den schönsten Gaben, die uns unser Gott geschenkt hat. Doch auch mir ist nicht immer zum Lachen zumute. Wenn ich die Tagesschau schaue, dann bleibt mir das Lachen im wahrsten Sinne des Wortes im Halse stecken. Aber nicht nur das große Weltgeschehen kann unser Lachen verstummen lassen. Persönliches Unglück, das wir durch Diskriminierung, den Verlust eines geliebten Menschen oder etwa unerfüllte Sehnsüchte erleben hat ebenfalls das Potential, uns das Lachen zu nehmen.

Eine unerfüllte Sehnsucht trieb auch Sara, die Frau Abrahams, umher. Der Wunsch eigene Kinder zu gebären war für sie nicht in Erfüllung gegangen. Als Gott ihr, nachdem sie bereits 90 Jahre alt war, verkündet, dass sie doch noch Nachkommen haben und sogar zur Mutter eines grossen Volkes werden solle, da lacht Sara. Später, als Gottes Verheissung sich erfüllt, lacht sie gleich noch mal.

Sara lacht. Zweimal. Beide Male aus unterschiedlichen Emotionen heraus. Beim ersten Mal ist es ein ungläubiges Lachen. Sie kann sich nicht vorstellen, dass sie mit ihren 90 Jahren noch ein Kind gebären wird.

„Sollte Gott etwas unmöglich sein?“ kommentiert Gott Saras ungläubiges Lachen. Sara zweifelt und das ja auch zurecht. Aber sie lässt sich auf Gott ein und versucht ihr ungläubiges Lachen vor Gott zu verleugnen. Stattdessen erlebt sie ein Wunder und muss sich wohl eingestehen, dass bei Gott mehr möglich ist, als wir Menschen verstehen können. Sie drängt ihren inneren Zweifel zurück und lässt Gott machen. Sie richtet ihren Blick aus auf Gottes Wunder.  Deswegen gibt es auch ihr zweites Lachen, das staunende Lachen, als der Sohn Isaak zur Welt kommt. Das bringt mich zur zweiten Art des Lachens, dem staunenden Lachen.

Sara hält ihren kleinen Isaak in den Armen. Die Bedeutung des Namens Isaak wird übrigens unter anderem so ausgelegt, dass der Name für „Gott hat (jemanden) zum Lachen gebracht“ steht. In dem Lachen über die Wunder, die Gott tut, den kleinen und den grossen, dürfen wir spüren, wie es ist, ein Kind Gottes zu sein. Ganz unverstellt, voller Vertrauen und aus tiefstem Glauben können wir uns über das freuen, was uns der Schöpfer aus reiner Gnade schenkt. Das staunende Lachen über Gottes Können ist dem ungläubigen Lachen überlegen, denn das staunende Lachen ist erhaben über die Unwägbarkeiten, die uns so oft bedrücken. Es stellt sich gegen sie. Es drängt sie zurück. Das staunende Lachen ist schon jetzt ein Stück Himmel auf Erden, ein süsser Vorgeschmack auf Gottes Herrlichkeit.

Kennen Sie den leicht unsicheren Blick eines Babys, wenn die Eltern spielerisch ihre Hände vors Gesicht halten und das kleine Kind Mutter oder Vater in der Folge nicht mehr sehen kann? Kennen Sie auch das freudige Lachen, das die Kleinen machen, wenn die Eltern die Hände dann herunternehmen und ihr Gesicht wieder zum Vorschein kommt? Auch das ein Stück Himmel auf Erden. Ein Stück Frieden und Leichtigkeit in einer Welt, die danach schreit. Das Baby weiss nichts von der grossen Politik, es lacht unbedarft, staunend, fröhlich unvoreingenommen – so wie es sein soll.

Pfarrerin Dagmar Doll, 15.März 2025 in den Glarner Nachrichten pubiziert

Bild: Mila Zug, sechsjährige Künstlerin aus Schwanden

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