Denkpause: Farbe bekennen
Ob all der Meldungen, die auf uns eindreschen, könnte man sich dann und wann verkriechen wollen, sich zurückziehen, verstecken oder die Farbe verlieren, um in den Graustufen der Welt so sanft wie feige zu verschwinden.
Zum Glück macht das die Natur nicht. Wenn es widerwärtig wird, so bleibt sie standhaft, wenn man sie schlägt, meldet sie sich zurück, wenn der Winter kommt, so bereitet sich schon der Frühling und wenn die Moral der Menschen grau wird, so bekennen unsere Wiesen Farbe.
Man stelle sich vor, unsere Blumen würden grau werden, jedes Mal, wenn irgendein Möchtegern-Gott mit einem Großteil der Gesellschaft sich in abstruse Weltbilder verirrt! Vielleicht wäre das ein gutes Warnsystem – und doch meine ich, die Betroffenen würden wohl kaum merken, dass die Welt grau geworden ist.
Nein, der Frühling und seine Blumen bekennen Farbe und somit ihre unabänderliche Meinung, dass nur wer Farbe bekennt, Leben in sich trägt. Vielleicht kann ich mit Bild und Gedicht etwas mithelfen, dass wir alle Maler bleiben und nie unseren Mut und Farben verlieren.
Gebet des jungen Frühlings
Heute, in der frühen Morgenstunde
hast du mich angelacht.
Wind und Wort aus deinem Munde
Haben mir ein Lied gebracht:
"O, wie schön! Ich bin ein Licht!
ich leuchte wie die neue Sonne!
Alles glüht, die Nacht zerbricht
ich bin der Zeuge deiner Wonne!"
Und aus der Tiefe fliessen leise,
dunkle Träume aus dem Tal,
und nehmen mit auf ihre Reise,
meine Trübsal allzumal.
"Ich bin der Frühling, jung und fein,
ich liebe Dich mein Gott, mein Hort!
Ich liebe deine Kinderlein,
bring ihnen Farbe, auf dein Wort."
Und aus der Höhe schweben leise,
Hoffnungslichter in die Welt.
Sie bringen uns, auf deine Weise,
Leben das mein Tal erhellt.
Denkpause für den 10. Mai 2025 - Beat Emanuel Wüthrich
Denkpause: Farbe bekennen