News von der Glarner reformierten Landeskirche

Denkpause: Lange leben?

von Pfarrer Beat E. Wüthrich
min
24.10.2025
Longevity: Das ist anscheinend heute ein Trend, vor allem bei den Mächtigen. Einer spricht von 150 Jahren, weil er sonst zu wenig Zeit hat um sein Nachbarland zu zerstören (das geht nämlich viel länger als die drei Wochen, die er sich eingeplant hatte) und viele andere forschen nach irgendeinem Jungbrunnen.

Was, wenn dieser schon lange existieren würde?

Das tut er! Nein, ich spreche nicht vom Heiligen Gral in „Indiana Jones“, sondern von einem der zehn Gebote. Wenn wir Vater und Mutter ehren, so heisst es dort, dann werden wir lange und gut leben im Lande, das uns von Gott zugekommen ist.

Das ist nicht in erster Linie ein Gebot für Kinder im Kindesalter, sondern richtet sich vor allem an uns verantwortungstragende und handlungsfähige erwachsene Kinder (denn Kinder sind wir ja nun alle) gegenüber unseren älter gewordenen Eltern und allen unseren Betagten. Das Wort „Ehre” beinhaltet sehr vieles: unser respektvolles Verhalten ihnen gegenüber, die Hilfeleistung und das Zurverfügungstellen der nötigen Finanzen (Honorar = Ehrerbietung), die Pflege, wenn nötig, unsere freundlichen Begegnungen und Besuche, das alles gehört unbedingt dazu, aber noch einiges mehr. 

Einen älteren Menschen zu ehren bedeutet sich einsetzen dafür, dass er voll und ganz Teil unseres Lebens und unserer Gesellschaft ist und bleibt. Altersversorgung soll in keiner, auch nur annähernden Weise, zu Altersentsorgung werden. Jürgen Stremlow, Dozent und Projektleiter Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern, sagt es so: „Für die Gestaltung einer zukunftsgerichteten Alterspolitik ist der konsequente Einbezug der älteren Bevölkerung vor Ort zentral. Die SAB setzt sich dafür ein.“ („Montagna“ Zeitschrift der SAB: Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete - Ausgabe 1/2, 2025 - letzte Seite)

Wenn wir das tun – so das besagte Gebot – dann eröffnet sich uns ein langes und gutes Leben, in unserem, von Gott gegebenen Land: vor Ort, da wo wir zuhause sind.

Wie kann man so einen Zusammenhang zwischen Gebot und Folge verstehen? Es handelt sich nicht um eine Belohnung, für etwas, das alle aus Menschlichkeit sowieso zu tun berufen sind, sondern es ist eine Konsequenz unseres eigenen Tuns. Genau wie beschrieben in diesem anderen biblischen und natürlichen Grundsatz: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“. Denn die alten Menschen sind wir alle in ein paar Jahren, wie vor Kurzem eine Leserin treffend geschrieben hat. Was wir heute für unsere ehrenwerten Betagten persönlich und institutionell errichten oder abreissen, wird uns alle in Kürze mit voller Wucht treffen, zu unserem eigenen Wohl oder zu unserer bitteren Reue.

Der allgemeine Trend geht in eine andere Richtung als „den konsequenten Einbezug der älteren Bevölkerung vor Ort“, und somit ironischerweise gegen das Rennen nach dem langen Leben. Man stelle sich die Ermüdung vor! Wir rennen hinter einer goldenen Kutsche her, die wir selber davon ziehen, weil sie halt an uns selber angeknüpft ist und das Seil die ganze Erde umspannt. Ja, die Erde ist halt eben doch rund!

Wir haben die Wahl: Wir gehen den Weg des geringsten Widerstands und lassen den Trend wie jeden neuen Trend resigniert über uns ergehen und tragen später die Konsequenz, oder wir erheben unsere Stimme für alle, die es nicht mehr können und halten dagegen – mit Einspruch, aber auch mit Einfallsreichtum, neuen Ideen und Wagemut und tragen später genauso die Konsequenz, aber eine andere. Die Bibel meint, es sei eine Verheissung: „...damit du lange lebst und es dir gut geht in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!“

Das Letztere wünsche ich uns allen.

Denkpause für den 25. Oktober 2025 - Beat Emanuel Wüthrich

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