Denkpause zum Thema Ehre

Der Kinofilm „Die Stunde des Siegers“ (Chariots of Fire) behandelt die wahre Geschichte des schottischen Sprinters Eric Liddell. Bei den olympischen Spielen in Paris 1924 weigerte sich der überzeugte Christ, am 100m-Vorlauf teilzunehmen, weil dieser an einem Sonntag stattfand. Mit dieser Weigerung erregte Liddell einiges Aufsehen. Unerwarteterweise konnte er sich dann für das 400m-Finale qualifizieren. Dort bekam er vor dem Start einen Zettel seines amerikanischen Konkurrenten zugesteckt, der mit ihm um die Goldmedaille lief. Auf dem Zettel war zu lesen
„In dem alten Buch steht: Wer mich ehrt, den will ich auch ehren“.

Die 400m waren nicht Liddells Spezialdisziplin – trotzdem gewann er an diesem Tag die Goldmedaille, und lief dabei auch Weltrekord.

Alle erwiesen Ehre – der US-Sprinter, Liddell, und eigentlich auch Gott.

Viel stärker, als wir denken, atmet die Bibel eine Kultur der Ehre. Ein respektvoller Umgang miteinander, alten Menschen einen Sitz anbieten, Verdienste neidlos anerkennen, die eigenen Eltern versorgen, wenn sie alt sind, und vieles mehr finden wir dort.

Die Schweiz wurde bereichert durch diese Kultur der Ehre. Irgendwie fühle auch ich mich reicher, wenn ich jemand Respekt oder Anerkennung zeigen kann. Meine Frau ist darin unschlagbar – sie geizt nicht mit einem guten Wort, wenn ihr etwas positiv auffällt.

• Ein Vater oder eine Mutter, mit quengelnden Kindern im Einkaufszentrum, trotzdem ruhig und freundlich, erhält von ihr ein Kompliment.
• Wenn jemand die eigene Arbeit fröhlich verrichtet, nicht mit saurer Miene, sondern mit einem Pfeifen, nimmt sie es wahr und zeigt das auch.

Früher hiess es „Ehre, wem Ehre gebührt“. Heute scheint es üblich zu sein, Verantwortliche in Wirtschaft und Politik mit gehässiger Kritik zu überziehen, weil sie anderer Meinung sind – ungeachtet ihres teilweise hohen Einsatzes und der persönlichen Opfer.

What goes around comes around – zeigst du anderen Respekt, wirst du auch Respekt ernten.

(Denkpause vom 7. Juni 2025, Pfarrer Johannes Geitz / Bild: Pixabay free)