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Lebenswerk

Ehrendoktor für den Künstler Samuel Buri

von Tilmann Zuber
min
04.12.2025
Die Theologische Fakultät Basel hat den Künstler Samuel Buri für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der 90-Jährige, bekannt für seine Pop-Art und die Illustrationen der Zürcher Kunstbibel, erhielt Ende November den Ehrendoktortitel.

Die Theologische Fakultät Basel ehrte Samuel Buri für seine künstlerische Leistung mit dem Ehrendoktor. Er habe aus vielfältigen Einflüssen ein eigenständiges Werk geschaffen, das sich in seiner Schweizer Landschaftsmalerei zeige, hiess es in der Laudatio. Zudem habe Buri eine zeitgemässe religiöse Kunst gestaltet, die «geschriebene Bibelworte in ihrer grafischen Präsenz und geheimnisvollen, situationsüberschreitenden Entrücktheit» zeige. Mit seiner schlichten, poetischen Malerei feiere er die Freude an der Schönheit der sinnlichen, alltäglichen Welt.

Neben Buri ehrte die Universität Basel zwei weitere Persönlichkeiten aus der Kunstszene: Die im September verstorbene Textilkünstlerin Noëmi Speiser und Sabine Himmelsbach, die Direktorin des Hauses der Elektronischen Künste Basel. Insgesamt wurden sieben Ehrendoktortitel verliehen.

Hier im Atelier im Berner Oberland habe ich den Bezug zur Kindheit, zum verlorenen Paradies, das wir so gerne durchstreiften.

Zwischen Natur und Schöpfung

Seit 2011 arbeitet Buri in seinem Atelier am Petersplatz in Basel, zuvor im Berner Oberland. Wer Buri vor Jahren in seinem Refugium oberhalb von Habkern besuchte, spürte sofort, wie tief seine Kunst mit Natur, Licht und Stille verwurzelt ist. Das alte Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, einst Rückzugsort seines Vaters, des Basler Münsterpfarrers und Theologieprofessors Fritz Buri, diente ihm als Atelier und Erinnerungsraum. Hier, in der Abgeschiedenheit, fand er Ruhe und schöpferische Freiheit. «Hier habe ich den Bezug zur Kindheit, zum verlorenen Paradies, das wir so gerne durchstreiften», sagte Buri einmal. Zwischen Lilien, Pinseln und dem Blick auf die nebelverhangenen Berner Alpen malt er klassische Stillleben und farbintensive Schriftbilder. Die Gegenständlichkeit, die er in den 1960er-Jahren unter dem Einfluss der amerikanischen Pop-Art wiederentdeckte, prägt bis heute sein Werk.

 

Samuel Buri in seinem früheren Atelier im Berner Oberland. In der Hand die Zürcher Kunstbibel. | Foto: Zuber (Archivbild)

Samuel Buri in seinem früheren Atelier im Berner Oberland. In der Hand die Zürcher Kunstbibel. | Foto: Zuber (Archivbild)

 

Gottes Wort in Wasserfarben

Samuel Buri verbindet wie kaum ein anderer Kunst und Theologie. Seine Illustrationen zur Zürcher Bibel rückten ihn ins Zentrum kirchlicher und kultureller Aufmerksamkeit. «Gottes Wort in Wasserfarben» nennt er seine Schriftbilder, in denen Wort und Farbe, Glaube und Kunst, Tradition und Gegenwart verschmelzen.

1935 in Täuffelen geboren, wuchs Buri «im Schatten des Altars» auf. Das Pfarrhaus prägte ihn, doch zur Religion fand er erst spät. 1948 zog die Familie nach Basel, wo der Vater als Pfarrer der St. Alban-Kirche, später als Münsterpfarrer und Theologieprofessor wirkte. Ab 1953 besuchte Buri die Basler Gewerbeschule, wurde Maler und stellte seine Werke bald international aus.

«Früher habe ich mich kaum mit Religion beschäftigt», so Buri in einem früheren Gespräch. Die Bibel war für ihn das Buch seines Vaters. Erst nach dessen Tod begann er, sich für Kirche zu interessieren. Gelegentlich besuchte er, wie er es nennt, «konventionell» Predigten, Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten.

Das Wort nimmt Farbe an

Als Niklaus Peter, damaliger Leiter des Theologischen Verlags Zürich und Fraumünsterpfarrer, ihn bat, die neue Zürcher Bibel zu illustrieren, sagte Buri sofort zu. Seine Schriftbilder knüpfen an die protestantische Worttradition an, lassen aber auch mittelalterliche Buchmalerei und islamische Kalligraphie anklingen. Buri malt nicht einfach Buchstaben – er lässt sie im Dialog mit dem Hintergrund entstehen. Indem er das Umfeld farbig gestaltet, treten die Worte hervor, Licht und Dunkelheit trennen sich. Für Buri ist das nicht nur das Grundprinzip der Malerei, sondern auch der Schöpfung: «Am Anfang war das Wort.»

 

Schriftbild aus der Zürcher Kunstbibel von Samuel Buri. | Foto: zvg

 

Seine Werke wechseln zwischen klarer Strenge und spielerischer Leichtigkeit. Manche erinnern an Kinderkritzeleien, andere an Graffiti oder Gebotstafeln. Diese Vielfalt macht Buris Zugang faszinierend – und theologisch fruchtbar. Er feiert das Diesseits, indem er das Überirdische durchscheinen lässt. So wird etwa das leuchtende Blau eines Heidelbeerstrauchs, das ihn seit seiner Kindheit an das göttliche Manna erinnert, zum Sinnbild. Seine Schriftbilder sind farbige Meditationen, malerische Predigten, lebendige Kommentare. Sie zeigen, wie Kunst und Theologie sich begegnen: dort, wo das Wort Farbe annimmt und die Farbe zu sprechen beginnt.

Buri sieht sich in der Tradition religiöser Künstler wie Marc Chagall oder Max Hunziker. Er suchte den Dialog mit seinen Vorgängern und goss alte Inhalte in neue Formen. Für ihn gibt es keine Trennung zwischen weltlicher und religiöser Kunst, auch wenn er weiss, dass religiöse Maler im Kunsthandel oft skeptisch betrachtet werden. Neben der Bibelillustration gestaltete Buri auch die Fenster der ökumenischen Kirche in Flüh und der Niklauskapelle in Basel.

 

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