News von der Glarner reformierten Landeskirche

Frühlingsrituale

von Liv Knecht
min
30.04.2024
Ostern ist das wichtigste Frühlings-Fest im Christentum. Doch auch in anderen Religionen sind schon vor Jahrhunderten Rituale, Bräuche und spezielle Anlässe rund um den Frühlingsanfang entstanden, über die Liv Knecht schreibt.

Im Judentum gibt es den Pessach, ein Fest, welches an den Auszug der Israeliten aus Ägypten erinnert. Er wird durch Festessen und religiös geprägte Handlungen und Gebete gefeiert. Verschiede kleine und auch persönliche Rituale läuten den Frühling ein.

Im Hinduismus ist es das Holi-Fest, wobei der Sieg des Guten über das Böse gefeiert wird. Die auch als «Fest der Farben» bezeichneten Rituale und Festivitäten werden mit bunten Pulvern und Flüssigkeiten unterstützt, die sich an der Natur in den Frühlingsmonaten orientieren – die Farben stehen symbolisch für das Erwachen der Natur. Auch hier sieht man, wie die Menschen sich mit den Anlässen des Holi auf die zarte, neue Jahreszeit einstimmen, die warm und süss duftend immer näherkommt.

Aus dem Islam stammt ein ähnliches Fest, der sogenannte Nowruz. Diese Festlichkeiten werden vor allem in Zentralasien, dem Nahen Osten und im Gebiet des Kaukasus ausgetragen. Er markiert den ersten Tag des Frühlings und den Beginn des neuen Jahres im persischen Kalender. Familientreffen, besondere Mahlzeiten und kulturelle Veranstaltungen fügen sich zusammen zu einem farbenfrohen Frühlingsfest.

Und auch im Buddhismus erkennen wir das Muster eines Festes zum Frühlingsanfang. Das Vezakh, auch bekannt als Buddha-Tag, feiert die Geburt, aber auch Erleuchtung und den Neuanfang, der genauso mit den neuspriessenden Pflanzen verbunden werden kann.

In allen fünf Weltreligionen sehen wir somit einen Punkt, einen Meilenstein, ein Fest, in der aufblühenden Jahreszeit, die den Winter vertreibt, und uns den Frühling bringt. Solche Anlässe geben Halt, die kleinen Details daran stimmen uns ein auf die neue Jahreszeit, sie bereiten uns auf einen neuen Abschnitt des Jahres vor. 

Es ist schön, eigene kleine Rituale zu haben, die uns helfen, uns anzupassen, in den Rhythmus des Frühlings zu kommen. Um völlig im Moment zu sein, um jeden Augenblick voll geniessen zu können. Denn die Tage werden länger, das Sonnenlicht fällt schon etwas früher durch den Spalt zwischen den Vorhängen ins Zimmer hinein und schenkt uns abends spät noch helle Momente. 

Grosse Veränderungen vollziehen sich, die von feuchtem Schnee bedeckten Grashalme recken und strecken sich der Sonne entgegen, zarte Blumendüfte überdecken die zimtig-schweren Noten des Winters und dicke Pullover und hohe Stiefel werden abgelöst von leichten Blusen, Hemden, Röcken und kurzen Hosen. 

In solchen Momenten spüre ich besonders deutlich, wie die Zeit fortschreitet – beinahe scheint man die Rotation der Erde spüren zu können. Genau in solchen Situationen können einem kleine Rituale helfen; frische Blumen auf dem Küchentisch, ein langer Spaziergang in der sanften Abendstimmung oder auch Tagebuchschreiben. 

Mir hilft es, meine kleinen Abläufe finden, um die Veränderungen, die das Leben bietet, geniessen zu können. Ich wünsche allen einen wunderbaren Jahreszeitenwechsel!

Unsere Empfehlungen

«Auffahrt, was heisst das?»

«Auffahrt, was heisst das?»

So habe ich Leute aus meinem Bekanntenkreis gefragt. «Da mached mir d’Brugg!» Zuerst habe ich über diese Antwort gestutzt und nachdem mein Gegenüber dies bemerkt hatte, erklärte er mir, dass der Auffahrtstag «die Brücke» zu einem verlängerten Wochenende bedeute, also freie Tage…
Mord am Amazonas

Mord am Amazonas

True Crime meets Klimakrise: Für ein Klimadinner schlüpft eine Abendgesellschaft in unterschiedliche Rollen, um den (fiktiven) Mord an Investigativ-Journalist Sam Goodwill aufzudecken und über die Zukunft des Regenwaldes zu entscheiden. Pfarrerin Dagmar Doll berichtet über einen spannenden Abend.