Glaubensspuren laden zum Tanze
Von Bettina und René Keller, Glarus
Tanzen darf gelernt sein. Neue Schritte werden eingeübt, wie wir das kürzlich als langjähriges Ehepaar in einer Tanzfreizeit erlebt haben. Auch für unser Glaubensleben gilt: Wir tanzen gerne zu diesen Lebensklängen und erleben es als spannend, wenn dies zu neuen Erkenntnissen führt.
Bettina: Ich bin in einer Freikirche in Zürich gross geworden und war zugleich Mitglied in der reformierten Kirche. Meinen Austritt mit 27 Jahren begründete ich damals mit meiner geistlichen Heimat in einer Freikirche, die ich auch finanziell unterstützte. Auf Gott hören und Ihm vertrauen: Das begleitet mich seit dem 16. Lebensjahr, als ich mich für ein Leben mit «mim Heiland», Jesus Christus, entschied, wie dies Pfarrer Sieber so treffend formuliert hatte. In all den Jahren durfte ich erfahren, dass dieser Glaubensschritt lebensverändernde Auswirkungen hatte und hat. Gerne engagiere ich mich für «min Heiland», und ich freue mich, dies mit meinem Mann zusammen neu als Mitglied der reformierten Kirchgemeinde Glarus-Riedern weiterzuführen.
René: Hineingeboren in die reformierte Kirche, durfte ich mit Stolz als Neunjähriger den Josef beim Krippenspiel darstellen. Ein Jahr später wurde meine Mutter nach längerer Leidenszeit in ebendieser Kirche zu Grabe getragen. Es folgten Schmerz, Trauer, Anklage gegen Gott und die Welt! Mit 25 Jahren begann ich die Bibel zu studieren, durfte eine tiefe persönliche Hinwendung zu Gott erleben. In Freikirchen fand ich Freunde, kündigte meine Mitgliedschaft bei der Landeskirche. Nach Abschluss meines Studiums am Seminar für biblische Theologie Beatenberg entschied ich mich beruflich für den sozialdiakonischen Dienst. Während meines langjährigen Engagements im freikirchlichen Umfeld wurde ich immer wieder mit herausfordernden Fragen konfrontiert, die vorgefasste christliche Überzeugungen in Frage stellten. Was ich als Student als biblisch fundierte Wahrheit erkannt hatte, bekam Risse und durfte, nicht selten, in neue Bahnen gelenkt werden.
Im Jahr 2000 wechselten wir mit der Familie nach Glarus und konnten hier als überzeugte «Freikirchler» in vielen Bereichen wertvolle Projekte und Begegnungen mitgestalten. Dann kam Corona, auch für die Menschen im Glarnerland eine schwierige Zeit. Im erneuten Kontakt mit «Landeskirchlern» erlebten wir: Unsere kritischen Stimmen wurden gehört, wahrgenommen. Wir wurden willkommen geheissen im Haus Gottes, in diesem Fall in der reformierten Kirche. Wir hörten tiefe hilfreiche Gedanken zum Wort Gottes in der Predigt und im Gespräch in entspannter Atmosphäre. Und, nicht selbstverständlich: Wir erlebten, dass sowohl Uneinigkeit akzeptiert wie auch Verbindliches gesucht wird – im Vertrauen auf Gottes Grösse und Seine Gnade.
Fazit: Nach reiflicher Überlegung, aus voller Überzeugung und dankbar für alles Erlebte, sind wir nun zur reformierten Landeskirche zurückgekehrt. Wir freuen uns darauf, uns nach unseren Möglichkeiten und in Freiheit dafür einzusetzen, hier die christliche Botschaft zu leben. Wir wollen diese Lebensmelodie besingen, dazu tanzen, und, wo nötig neue Schritte lernen und einüben.
Glaubensspuren laden zum Tanze