News von der Glarner reformierten Landeskirche

Heuschrecken aus der Hölle

von Claudia Koch
min
29.04.2025
Tatort Bibel: Heuschrecken und Skorpione, die Menschen quälen. Diese und weitere entsetzliche Szenen werden am Schluss der Bibel erzählt. Wer jedoch auf Gott vertraut und an ihm festhält, wird vom unsäglichen Leid verschont.

Die Offenbarung an Johannes. Es gibt wohl keine prophetische Geschichte in der Bibel, die so drastisch, düster und endzeitlich daherkommt. Man wähnt sich in einem Horrorfilm. Daher erstaunt es nicht, dass sich Hollywood immer wieder an den apokalyptischen Szenarien und Figuren bedient. In den ersten Kapiteln der Offenbarung werden jene Menschen aufgeführt, die aus den zwölf Stämmen des Volkes Israel stammen und mit dem Siegel Gottes gekennzeichnet wurden. Diese 144'000 Menschen stehen, da sie Gott ehrfürchtig dienen und an ihm festhalten, unter dessen Schutz. Doch es gibt auch solche, die weiterhin Götzendienst leisten. Der Schöpfer der Welt will jedoch seine Herrschaft endgültig durchsetzen. Deshalb werden jene, die sich von Gott abwenden, auf leidvolle Art bestraft.

Zuerst blasen die Engel, die vor Gott stehen, die ersten vier Posaunen. Das allein bringt Unheil und Verderben über die Welt: Hagel und Feuer, Blut und brennende Berge, Mond und Sterne, die erlöschen. Es laufen einem kalte Schauer über den Rücken, bei der Vorstellung, wie Gott strafen kann. Doch nicht genug der Naturkatastrophen. Es folgen noch die übrigen drei Engel mit ihren Posaunen. Mit diesen lautet die Warnung: Es wird jenen, die auf der Erde leben, schrecklich ergehen. Und somit sind wir bei der fünften Posaune, bei Kapitel 9 angelangt.

Zuerst wird der Schlund des Abgrundes geöffnet, jener Ort, der als niedrigste und am meisten verdorbene Quelle des Bösen gilt. Der Rauch, der aus dem Abgrund tritt, verfinstert gar Sonne und Luft sowie die geistige Atmosphäre der Menschen. Dadurch werden ihnen der Blick und das Verständnis für eine gesunde Gesellschaft genommen. Es handelt sich nicht um gewöhnlichen Rauch. Denn aus ihm kommen Heuschrecken über die Erde, welche die Kraft von Skorpionen haben.

+++ Zoo-Unglück +++

Gestern ist es im Zoo zu einem aussergewöhnlichen Zwischenfall gekommen. Für ein Insektenhaus wurden aus verschiedenen Teilen der Welt seltene Insekten und Spinnen angeliefert. Darunter befanden sich unter anderem Riesenstabschrecken aus Malaysia, die einen halben Meter lang werden und sich im Gebüsch perfekt tarnen können. Auch Skorpione, die in den neuen, grosszügigen Terrarien untergebracht werden sollen, gehörten zur Lieferung.

Durch einen unglücklichen Sturz mehrerer Transportkisten gelangten unzählige Heuschrecken wie auch einige der Skorpione ins Freie. Doch durch das beherzte Eingreifen der Tierpflegerinnen und Tierpfleger sowie einiger engagierten Besucherinnen und Besucher konnte der grösste Teil der Heuschrecken, teilweise mit Schmetterlingsnetzen, wieder eingefangen werden. Auch die Anzahl der gefundenen Skorpione, allesamt nicht gefährlich für den Menschen, stimmte am Ende der Einfangaktion mit der angelieferten Menge überein.

Bibeltext zum Nachlesen (Offenbarung 9).

 

Plage bedingt durch Klimawandel

Heuschrecken galten und gelten als massive Plage. Sie treten auf allen Kontinenten auf und sorgen bis heute für riesige Schäden. 2019 und 2020 herrschte in Ostafrika etwa die grösste Plage seit vielen Jahren mit Hunderten von Millionen Wüstenheuschrecken. Ernten und Grünflächen wurden komplett kahlgefressen. Als Auslöser wird in der heutigen Zeit auch der Klimawandel für diese Plage verantwortlich gemacht. Heftige Regenfälle und Überschwemmungen in den sonst trockenen Gebieten Ostafrikas sorgen dafür, dass sich die Heuschrecken innert kurzer Zeit überdurchschnittlich vermehren. Eigentlich solitär lebend, schliessen sich die Heuschrecken bei unzureichender Nahrung in Gruppen zusammen und schwärmen gemeinsam aus.

Gottlose Menschen bestrafen

Die Heuschrecken in Kapitel 9 der Offenbarung jedoch sollen auf Geheiss Gottes dem Gras auf der Erde, den grünen Pflanzen und den Bäumen keinen Schaden zufügen. Da sie mit der Kraft der Skorpione ausgestattet sind, sollen sie die Menschen mit ihrem Stachel quälen. Gott hat ihnen jedoch bestimmte Vorgaben erteilt: Nur an jenen sollen sie ihr verderbliches Werk ausüben, die nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn tragen. Die gottlose Masse der abgefallenen Israeliten soll bestraft werden. Die Menschen werden nicht zwingend physisch gequält.

Die Heuschrecken sind aufgrund ihres Aufkommens, ihrer Überzahl bildlich zu verstehen. Die Qual besteht vielmehr darin, dass die abgefallenen Menschen in ihren Herzen und ihrem Gewissen gefoltert werden. Auch ist die Qual zeitlich auf fünf Monate begrenzt. Erstaunlich ist, dass diese Zeitspanne der Lebensdauer einer Heuschrecke entspricht. Die gepeinigten Menschen wünschen sich den Tod, doch dieser wird ihnen, wie bei Hiob, versagt. Statt Busse zu tun, stürzen sich die übrig gebliebenen Menschen weiterhin ins Unglück. Sie lassen nicht ab von Mord und Zauberei, Unzucht und Diebstahl. Ihre Herzen sind verhärtet und ihr Gewissen gefühllos.

 

«Lernort» Tatort

Es wird ein düsteres Bild gemalt, das die Verkommenheit der Menschen aufzeigt. Wie kann man der Offenbarung Lehrreiches abgewinnen? Nach all den schrecklichen Gerichten Gottes, nach all dem Wüten und Verderben ist eine Antwort darauf nicht einfach. Oder etwa doch? Ein Beweis Gottes für seine Güte besteht darin, dass er die abgefallenen Menschen nicht sofort tötet. Er gibt ihnen die Chance, sich zu bekehren und zu ihm zu halten. Und Gott sitzt als höchste Instanz inmitten des Geschehens. Dies gibt Mut, auch in schwersten Zeiten nicht zu verzagen.

 

 

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