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I am not a girl – not yet a woman

von Liv Knecht
min
26.09.2024
«I used to think I had the answers to everything. But now I know that life doesn’t always go my way (…) I’m not a girl – not yet a woman», sang die weltbekannte Sängerin Britney Spears. Früher war dieses Lied für Liv Knecht nichts weiter als einer von vielen Radio-Hits, heute hat es für sie reine neue Bedeutung.

Momentan besuche ich die vierte Klasse der Kantonsschule in Glarus. Die Zeit fliegt, ich kann mich noch an meinen ersten Schultag hier erinnern, als wäre es gestern. Der Geruch frisch eingefasster Bücher ist noch genauso präsent wie die immerwährende Nervosität. Und hier bin ich nun, drei Jahre später. Drei Jahre älter, erfahrener. Drei Jahre näher an der Matura. Die Matura, wortwörtlich eine Auszeichnung der Reife. Doch kann ein solcher Übergang mit dem Bestehen einer Prüfung geschehen? Mit einem Geburtstag? Bin ich erwachsen,wenn ich mein achtzehntes Lebensjahr vollende? Ich weiss es nicht. Und dieses Nicht-Wissen erfüllt mich auf eine beinahe schwebende Art.

Fehler im System?

Das Unwägbare breitet sich in mir aus wie eine zähe Flüssigkeit, die sich durch Erhitzung ausdehnt, bis sie zu blubbern beginnt. Blasen steigen auf, hinauf in meinen Kopf.Ein Zustand wie auf einem Seil, gespannt dreihundert Meter über einer Schlucht, ein Paradox aus Perfektion und unwahrscheinlicher Instabilität. Ein verborgener Fehler im System.Error 404 not found. Und in diesen Momenten vollkommener Klarheit und zugleich beinahe verschwommener Glückseligkeit realisiere ich,dass ich lebe. Was leben wirklich bedeutet. Millionen Fragen scheinen gelöst, doch Milliarden neue tauchen auf. Ich frage mich, ob dies je aufhören wird. Ob dieser Fehler im System je verschwinden wird. Ob er definiert werden kann. Ob er mit dem Erwachsenwerden sogar schwerwiegender werden wird. Ist er gar ein Zeichen dafür, dass man älter wird und reifer?

Sonderbare Jahre

Die Zeit unserer Jugend ist sonderbar. Zum einen scheint man sich von einem Tag auf den anderen kaum zu verändern. Jeder Tag erscheint gleich. Jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich die gleiche fast Fünfzehnjährige. Und doch habe ich das Gefühl, als würde ich mich stärker verändern als je zuvor. Nur schon Fotos eines Eislaufwettkampfes im Frühling fühlen sich Dekaden entfernt an. Hunderte Veränderungen lassen einen sich entwickeln, täglich neue Versionen von sich selbst entdecken, und doch ist man in seinem Inneren noch ein Kind. Ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von früher, doch genauso wenig eine Frau. Mein Leben ist eine Blase im Dazwischen. In einem Moment fühlt man sich zu hundert Prozent erwachsen und erfahren, im nächsten kommt einem das Leben in die Quere und ganze Brücken, emotionale Konstrukte und Glaubenssätze stürzen in sich zusammen. Ich wünschte, es wäre einfacher. Ich wünschte, es wäre sicherer. Ich wünschte, es wäre beständiger. Und dennoch hätte sich mein Leben niemals so entwickeln können, wie es sich entwickelt hat, wenn da nicht all diese zahlreichen Hürden gewesen wären. Wir dürfen niemals vergessen, dass die Steine, die einem in den Weg gelegt werden, auch jene sind, mit denen wir später Brücken bauen.

Text und Bild: Liv Knecht

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