Junge Seite: Vom Abenteuer zur Gelassenheit
Von Andri Zubler
Voller Vorfreude auf das Abenteuer fuhren wir los. Mit unserem «Nugget». Ein frisch gekaufter, aber uralter Ford Transit Camper. Wir wussten, es wird Pannen geben, da «Nugget» schon etliche Kilometer hinter sich hatte. Genau das machte aber den Charme aus. Die Route führte uns von der Schweiz über Österreich und Slowenien bis nach Italien. Klingt traumhaft – und war es auch. Zumindest in den Momenten, in denen der Camper nicht gerade überhitzte.
Schon auf den ersten Kilometern lernten wir: Diese Reise würde nicht nach Plan verlaufen. Wir wurden gezwungen, langsamer zu fahren, öfter anzuhalten, umzudenken.
Fünf Pannen
Fünf Pannen begleiteten uns, davon zwei auf der Autobahn bei 36 Grad. Statt weiterzufahren, sassen wir mit Hund im Schatten oder auf einer Sperrfläche auf der Autobahn, tranken warmes Wasser und warteten darauf, dass der Motor abkühlte. Einen Gebirgspass fahren mit «Nugget» war sowohl hinauf als auch hinunter keine gute Idee. Weder für den Motor noch für die Bremsen. Und dennoch hat es funktioniert.
Lachen, Fluchen, Demut lernen
Zweimal durften wir den TCS anrufen und wurden in der Werkstatt in Österreich zwischen zwei Termine geschoben. Dabei lernten wir sowohl ein wenig «Österreichisch» als auch dass unser Camper wohl eine Faszination in einer Ford-Werkstatt auslösen kann. Auch bekamen wir unerwartet Hilfe von anderen Camper-Reisenden, manchmal ebenso nur ein Lächeln oder ein leichtes Grinsen für den lauten Motor. Irgendwie sind wir weitergekommen. Manchmal fluchend, oft lachend – und immer ein bisschen demütiger. Einfach wie ein Abenteuer sein soll.
Zurück in der Schweiz und nach einer Notreparatur am Lüfter läuft wieder alles reibungslos. Die Tankanzeige funktionierte wieder. Der Motor schnurrt. Die Bremsen reagieren, wie sie sollen. Alles ist geordnet, kontrolliert, kalkulierbar. Und ja – es funktioniert.
Improvisieren - auch im Alltag
Aber manchmal sehne ich mich zurück nach der Unsicherheit, dem Chaos, den kaputten Anzeigen und improvisierten Pausen am Flussufer. Denn genau dort, inmitten des Unplanbaren, wurde unsere Reise lebendig. Nicht trotz, sondern wegen der Pannen. Vielleicht sollte man im Alltag auch mal mehr akzeptieren, dass Dinge schiefgehen. Dass nicht alles perfekt laufen muss. Dass Hilfe manchmal von Fremden kommt. Und dass man trotzdem ankommt – nur vielleicht auf einem anderen Weg als geplant.
Und nein, natürlich spreche ich nicht nur vom Camper.
Bild Selina Höhener: Camper «Nugget» ist immer für ein Abenteuer gut.
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