News von der Glarner reformierten Landeskirche

Miledou

von Helena Golling
min
01.12.2025
Das Leben der Togolesen ist hart. Umso mehr beeindrucken mich die Ruhe und zuversichtliche Kraft, die sie ausstrahlen – und ihre selbstverständliche Hilfsbereitschaft. Unsere junge Autorin Helena Golling berichtet aus Togo.

«Miledou!» Das hat mir Happy in der ersten Woche gesagt, als wir uns voneinander verabschiedeten. Für mein Berufspraktikum im Master Umweltnaturwissenschaften lebe ich sechs Monate in dem schmalen Land Westafrikas zwischen Ghana, Benin und Burkina Faso: in der ehemaligen französischen Kolonie Togo. Hier hat ein ehemaliger Student der ETH Zürich, Lukas Baumann, vor einigen Jahren geholfen, nebst anderen Projekten, eine Ananasfarm aufzubauen. Eines meiner Ziele ist es, dass diese Farm im kommenden Jahr biozertifiziert wird; ein mühsamer und kostspieliger Prozess. Happy (nomen est omen) ist mein Praktikumsbetreuer.

Ich habe eine grosse Achtung für die Menschen, die hier leben. Die Frauen, die ihre Waren elegant und scheinbar mühelos auf dem Kopf transportieren, ein Kleinkind in ein Tuch geschlungen auf dem Rücken mittragend. Die Männer, die in verschiedenen Jobs hart arbeiten, um ihre Familie ernähren zu können. Die Kinder, die von klein auf mithelfen, und mich «Yovo» (Weisse) freudig anstrahlen, wenn sie mich sehen. Das Leben in Togo ist hart.

Autofahrt mit Zwischenfall

Umso mehr beeindrucken mich, nach meinen ersten drei Monaten hier, die Ruhe und die zuversichtliche Kraft, die die Togolesen ausstrahlen. Zudem beobachte ich, dass sie sehr hilfsbereit sind und sich gegenseitig unterstützen, auch wenn sie sich nicht kennen. Ein kleines Beispiel, das ich selbst erlebt habe, sei hier genannt:

Vor zwei Wochen sollte ich den Pick-Up von der Ananasfarm in die Hauptstadt nach Lomé fahren. Das mit Menschen überfüllte Auto hatte auf der Ladefläche hinten auch noch Säcke voll Obst und weiteres Gepäck, unter anderem eine lebendige Ziege. Sie sollte als Gastgeschenk mitgebracht werden. Ich fuhr also los. In den Dörfern gibt es regelmässig Bodenschwellen, um die vielen Motorräder und wenigen Autos abzubremsen, damit die herumlaufenden Kinder, Zicklein und Hühner geschützt werden. Konzentriert beschleunigte ich ausgangs eines Dorfes, nach einer solchen Schwelle, bis mich Happy ruhig, aber dringend bat, anzuhalten. Ich hielt an, ohne genau zu wissen, wofür – bis ich es merkte: Da war doch glatt die Ziege vom Auto gesprungen! Offensichtlich war sie nicht gut genug befestigt worden. Zwei Jungs, die uns auf einem Motorrad entgegengekommen waren, hatten den Sprung der Ziege beobachtet und hielten sofort an, um uns zu helfen, die Ziege wieder aufzuladen und diesmal besser zu fixieren. Einfach so. Positiv überrascht über diese schnelle Hilfeleistung und erleichtert fuhr ich weiter nach Lomé.

Der Alltag ist geprägt von Hilfsbereitschaft

Miledou ist ein Wort in der lokalen Sprache Évé und bedeutet auf französisch: «On est ensemble». Wir halten zusammen. Wir sind füreinander da. Wenn du in Not gerätst, bin ich zur Stelle und ich weiss, dass du das Gleiche für mich tätest.

Dieser selbstverständlichen Hilfsbereitschaft, ohne etwas dafür im Gegenzug zu verlangen, begegne ich im alltäglichen Leben hier ständig. Wenn ich Mitte Februar ins Glarnerland heimkehre, werde ich diese Einstellung in meinem Gepäck mitnehmen. Miledou!

Bild (Helena Golling) Innere und äussere Stärke: eine junge Mutter in Togo.

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