Mitten im Jahresend-Lärm
Ende Jahr fühlt es sich bei mir oft an wie ein Countdown. Deadlines im Job, Projekte, die noch fertig werden müssen, To-dos, die sich stapeln. Im Kopf die Frage und der Druck: Schaffe ich das alles rechtzeitig? Gleichzeitig die private Seite: Geschenke besorgen, Letzte Vereinsanlässe oder noch sonstige Treffen mit Freunden. Es ist wie ein Rennen, das niemand offiziell gestartet hat, aber alle laufen das Ganze mit.
Im Tunnel
Ich habe gemerkt, wie ich in diesem Tempo wie in einem Tunnel bin. Ich funktioniere, aber ich nehme kaum noch wahr, was um mich herum passiert. Morgens rein in den Arbeitsmodus, abends müde ins Bett. Dazwischen Aufgaben, Nachrichten, Erwartungen. Kein Raum, um etwas wirklich im Moment zu erleben.
Vor kurzem hatte ich einen Moment, der mich gestoppt hat. Ich sass im Büro, die Zeit lief davon, und ich war erneut wieder im Tunnel. Also bin ich kurz raus. Einfach vor die Tür, ohne Plan. Ich habe die kalte Winterluft eingeatmet, meinen Atem gesehen, das Knirschen unter den Schuhen gehört. Nichts Grosses. Aber in diesem kleinen Moment war ich wieder bei mir. Meine Sinne waren wach. Und plötzlich fühlte sich das Leben nicht nur wie eine Liste an Pflichten an, sondern wie etwas Echtes.
Zwischen Mails, Sitzungen und privaten Verpflichtungen merke ich, wie leicht ich mich selbst aus den Augen verliere.
Die Sinne sprechen lassen
Da realisierte ich wieder: Der Sinn des Lebens steckt nicht wirklich in erledigten Aufgaben oder im perfekten Abschluss eines Jahres. Auch nicht in teuren Geschenken. Sinn entsteht, wenn wir präsent sind. Wenn wir fühlen, sehen, hören, riechen, was um uns geschieht und wir den Moment wirklich erleben. Wenn wir merken, dass wir leben, statt nur zu leisten.
Seitdem versuche ich bewusst kurze Stopps einzubauen. Handy mal einen Moment weglegen. Ein Blick auf die schneebedeckten Berge geniessen. Ein tiefer Atemzug. Es löst nichts sofort, aber es verändert meinen Blick. Ich werde ruhiger. Klarer. Dankbarer für das, was direkt vor mir liegt und was ich erleben darf.
Wir müssen nicht zuerst alles schaffen, um Sinn zu finden. Wir finden Sinn, wenn wir aufhören, nur zu rennen. Wenn wir Momente wieder leben. Denn das Leben passiert nicht irgendwann später, nach der Deadline. Es passiert genau jetzt. Und vielleicht ist genau das der Gedanke, den man mit ins neue Jahr nehmen sollte.
Beitrag von Andri Zubler "junge Seite" reformiert GL Januar 2026
Mitten im Jahresend-Lärm