#denkpause
Mobil sein, reisen
von Pfarrer Peter Hofmann
min
26.06.2023
Die Sommerferien nahen und damit auch die Zeit der Reisewellen. Pfarrer Peter Hofmann aus Schwanden schreibt in der #denkpause über das Reisen, die Mobilität und auch darüber, was das mit dem Christ:in-Sein zu tun hat.
Viele Menschen nutzen den Sommer, um zu verreisen und neue Orte zu entdecken. Ob es sich um einen Kurztrip in die Berge oder einen längeren Aufenthalt am Meer handelt, die warmen Monate bieten viele Möglichkeiten für eine erholsame Auszeit vom Alltag. Diese Denkpause gibt 10 Anstösse zu Mobilität.
- Diese Zahlen beeindrucken: 367'000 Personen nutzten 2022 täglich den Hauptbahnhof Zürich an Werktagen. Damit ist er der am häufigsten genutzte Schweizer Bahnhof, in Europa gar der am dritthäufigsten genutzte, nach dem Gare du Nord in Paris und dem Hamburger Hauptbahnhof.
- «Homo viator», «Mensch auf dem Weg» lautet eine alte Bezeichnung für den Menschen. Wie sind wir auf dem Weg? Gehetzt? Bummelnd? Schauend? Sind wir fahrende Gesellen, die Erfahrungen sammeln wollen? Schatzsucher? Weltenbummler? Touristen am Rande des Universums?
- Weg wandelt. Wandern und wandeln haben sprachlich dieselbe Wurzel: wenden. Wer geht, wandelt sich mit jedem Schritt. Er ist in Bewegung. In der Ausweglosigkeit ihrer Zeit glaubten die ersten Christen einen Weg gefunden zu haben.
- Bevor die Christen Christen hiessen, nannten sie sich «Menschen auf dem Weg». Von Jesus Christus sagen sie, er sei «der Weg». Von ihm lassen sie sich bewegen. Darum bleiben sie beweglich.
- Mobil zu sein und zu reisen, ist ein auch spiritueller Wert: Reisende erkunden die Welt, sie treffen Menschen und verbinden sich. Sie lernen von anderen Kulturen. Wer andere Sprachen und Religionen kennenlernt und besser versteht, erweitert den Horizont und öffnet sich für Neues.
- Viele Religionen kennen das Pilgern: Nach Schätzungen der Tourismusorganisation der Vereinten Nationen machen die weltweit etwa 330 Millionen pilgernden Menschen knapp ein Drittel aller touristischen Reisen aus - jährlich. Hinter diesen Reisen steht eine ausdrückliche spirituelle Suche.
- Hinter vielen anderen als Pilgerreisen steht eine indirekte Suche: Leib und Seele wollen sich erholen. Die Natur soll dem geplagten Städter Aufatmen und Ruhe verschaffen. Kulturelle Erlebnisse und Kunstwerke erheben die Seele.
- Mobilität hat einen Preis. Wenn acht Milliarden Menschen so viel reisen würden wie derzeit die Reichen, würde der Planet in Kürze kollabieren. Was ist zu tun, um eine massvolle Mobilität weiter zu ermöglichen und dennoch die Erde für künftige Generationen zu schützen?
- «Du wirst des Weges geführt, den du wählst.» Dieses Wort, das widersprüchlich ist, kann der rote Faden sein, der durch den Sommer begleitet. Falls Sie mehr lesend unterwegs sind, eignet sich das Buch von Marina Bauer: «Muschel, Meer und Mut - Mit einer Angststörung auf dem Jakobsweg».
- Als ich das letzte Mal eine Tageswanderung machte, hatte ich keine Ahnung, wie gut es sich anfühlen würde. Im Aufbrechen und Gehen entfaltet sich das Leben. Der Weg wächst wie ein Wunder unter den eigenen Füssen.
«Möge es dein Wille sein, G*tt des Himmels und der Erde, uns in Frieden und Sicherheit zu führen, damit wir an unser ersehntes Ziel gelangen, um da Leben, Freude und Frieden zu finden.»
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