News von der Glarner reformierten Landeskirche

Nachgedacht: Saat und Ernte - Als Christen sind wir beides

von Pfarrer Beat E. Wüthrich
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30.06.2025
Was bedeutet Pfingsten, die Ausgiessung des Heiligen Geistes? Woher kommt er und wie zeigt er sich? Eine theologische und poetische Annäherung.

Von Pfarrer Beat E. Wüthrich 

„Siehe ich sende euch die Verheissung meines Vaters, die Kraft aus der Höhe", sagte Jesus Christus als er vom Pfingstfest sprach, das wir unlängst miteinander gefeiert haben, und seine Jünger schwelgten womöglich in freudiger Erwartung. Ein andermal jedoch klang ER viel ernster und sagte mit Hinblick auf dasselbe Fest: „Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe... (!) Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden... Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten" (Johannes 16,7 & 13).

Wir wissen es alle: Jede Ernte kostet eine Saat. Mit dieser mysteriösen Aussage stellt Jesus die Auffahrt (also seinen Abschied) und Pfingsten (den Empfang des Geistes) genau in ein solches Saat-Ernte Verhältnis: „Wenn ich weggehe (Auffahrt) dann kommt der Geist (Pfingsten), sonst nicht...!“ Keine Pfingsten ohne Auffahrt, keine Keine Ernte ohne Saat.

Vielleicht stehen wir öfter als wir denken selber in einer solchen Wechselwirkung zwischen Saat und Ernte. Die Herausforderung ist dann zu erkennen, wann wir was sind. Sind wir die Ernte, die sich zeigt, sich verteilt, sich mitteilt und alle ernährt? Oder sind wir, wie Jesus hier, die Saat, berufen eine Haltung des Lassens, des Gehens einzunehmen und zurückgezogen, versteckt, ja vielleicht sterbend im Feld, Samen einer neuen Ernte zu werden? Eines können wir hier klar erkennen: Pfingsten gibt es wegen Auffahrt und weil ER gegangen ist, ist SEIN Geist heute noch unter uns, geheimnisvoll wirkend. Ich möchte das gerne in Gedichtform ausdrücken:

 

Eine Ode an den Heiligen Geist

Du Einzigartiger, Geist der Geister,

leise schwebend, bebend über schwarzem Grund,

Du, aller Weltenmeister Meister,

Du Rauch, Du Hauch aus Gottes Herz und Mund.

 

Ins tiefe Nichts hast Du gerufen,

den Namen einer unbekannten Welt,

hast uns aus Nacht zu Pracht berufen,

zum Licht und Schmuck am schwarzen Himmelszelt...

 

Deine Wege zu verstehen, sie zu sehen,

dass Dein Denken und Dein Lenken ich begreife

so wie's in Dir lebt und webt,

sei mein Streben, ja mein Leben,

während ich geh von Kind zur Reife,

und mein Sein zu Dir sich hebt.

 

Doch ich bleibe auf der Suche,

Deine Tiefen sind verhüllt,

Ich seh' nur da und dort im Buche

ein leises Wort, das Dich enthüllt:

 

Das Leben spriesst allein durch Geben,

und wir erfassen, nur durch Lassen,

wie Du o Geist, der du gekommen bist,

zum Preis von DEM, der uns genommen ist.

 

Du allumfassender, Geist der Geister,

leise lebend, bebend in unsres Herzens Grund,

Du, aller Erdenmeister Meister,

Du Gottes Hauch, nimm uns doch auch,

in deiner Kinder Bund.

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