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Nachgedacht - zum ESAF 2025 Glarnerland +

von Pfarrer Sebastian Doll
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30.05.2025
Was heisst es, einen guten Kampf zu führen? Hier können wir im Schwingsport und in der Bibel überraschende Übereinstimmungen finden.

Von Pfarrer Sebastian Doll

Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest trifft sich die Schweiz: Jung und Alt, Stadt und Land, Tradition trifft auf Gegenwart, Zehntausende jubeln, Fahnen wehen und im Sägemehl begegnen sich Kraft, Technik und Wille.

Wer die Zwilchhose anzieht und schwingt, will gewinnen – keine Frage. Doch bei allem sportlichen Ehrgeiz bleibt grade beim Schwingen ein zentraler Gedanke sichtbar: Gegenseitiger Respekt.

Wenn zwei Schwinger sich gegenüberstehen, dann wissen sie: Einer wird gewinnen, der andere verlieren. Jeder Gang beginnt mit einem Handschlag und am Ende hilft der Sieger dem Unterlegenen auf, klopft ihm das Sägemehl vom Rücken ab und Beide verlassen gemeinsam den Platz. Was für ein starkes Zeichen der Wertschätzung und des gegenseitigen Respekts, das ausdrückt: «Auch wenn du heute nicht gewonnen hast – du hast gekämpft, du hast dich gestellt. Das verdient Respekt. Wir sind Gegner im Spiel, aber Mitmenschen im Leben.»

Echter Respekt heisst also, den Menschen vor einem zu sehen – nicht nur den Gegner. Nicht der Triumph über den anderen zählt, sondern den anderen zu achten unabhängig vom Ausgang. Zutiefst biblisch – zutiefst christlich.

Wie Gott uns auffängt

Der Apostel Paulus nimmt in seinen Briefen gerne Bilder aus dem Sport auf. So schreibt er im 2.Timotheus-Brief, Kap. 4,7-8: «Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt.»

Paulus schaut hier auf sein Leben zurück und beschreibt es wie einen Lauf, einen Kampf – wie ein Ringen. Es geht nicht darum, immer obenauf zu sein, sondern durchzuhalten, fair zu bleiben, an Gott festzuhalten – selbst, wenn es schwer wird.

Sport ist nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch eine Schule für das Leben. Im Sport lernen wir: Durchzuhalten, auch wenn’s weh tut, Rückschläge zu akzeptieren und neu anzupacken, Regeln zu respektieren, Gegner nicht zu Feinden zu machen und Teil eines Teams oder einer Gemeinschaft zu sein.

Höhen und Tiefen wie im Leben 

Das sind Erfahrungen, die der christliche Glaube ebenfalls kennt. Auch der christliche Weg ist nicht immer einfach. Im Sport wie im Leben gibt es Höhen und Tiefen und oft stehen wir unter Druck: zu gewinnen, zu glänzen, Erwartungen zu erfüllen – und manchmal erleben wir Niederlagen: Krankheit, Zweifel, Einsamkeit, Versagen. Gott ist dabei aber kein Schiedsrichter, der uns bei einem Fehler vom Platz stellt, sondern er ist der treue Begleiter, der uns nach jedem Sturz aufhilft und sagt: „Ich bin bei dir. Du bist mein geliebtes Geschöpf.»

Zum Schluss an dieser Stelle ein kurzes Gebet, verbunden mit der Einladung, es in der Stille oder laut mitzubeten: Gott, du kennst unsere Stärken und Schwächen. Schenke uns Mut, nicht nur im Sport, sondern auch im Alltag respektvoll, fair, ehrlich und mit Herz zu handeln. Und wenn unsere Kraft nicht reicht, erinnere uns daran, dass deine genügt. Amen.

Kirche am ESAF: Am Samstag, 30. August, findet um 18 Uhr in der Kirche Mollis eine Jodlermesse mit dem Jodlerklub Wiesenberg statt. Details folgen

Bilder: Jakob Löhr (15) stellt mir Lego die Zweikampf-Szene dar: Der Sieger hilft dem besiegten beim Aufstehen.

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