Schwerpunkt: Gott in der Stille erleben
Januar - für viele Menschen bedeutet das erst mal: Luft holen und nach den manchmal hektischen Feiertagen zurückfinden in einen geregelten Alltag. Aber da ist auch das Bedürfnis nach Inseln der Stille, vielleicht nach einem gemeinsamen Innehalten. Wir haben für Sie entsprechende Angebote von Kirchen in unserem Kanton besucht.
Unter den Gemeindeagenden findet man sie eher unter «ferner liefen», sie kommen bescheiden daher: «Abendlob – singen, beten, meditieren» findet in der katholischen Kirche Luchsingen jeweils am dritten Montag eines Monats um 18.30 Uhr als ökumenische Veranstaltung statt, geleitet von Heidi und Franz Horat sowie Ignaz Kalberer. Hier wird zur Einleitung musiziert und ein Bibelwort gelesen, die Zeit des Schweigens wird durch den Ton der Klangschale umrahmt. Das gemeinsame Singen von Liedern gehört ebenso zum wiederkehrenden Ritual wie das Anzünden von Rechaudkerzen. Zum Abschluss der dreiviertelstündigen Veranstaltung wird noch ein Tee angeboten.
Gemeinsames Singen in Luchsingen
In Ennenda lädt Pfarrerin Iris Lustenberger einmal im Monat, Donnerstagabends, zur «Zeit der Stille» von 18.15 bis 18.45 Uhr in die Kirche oder die Räumlichkeiten der Gemeinde ein. Beide Angebote stehen allen Interessierten offen, im Allgemeinem findet sich eine überschaubare Runde von Menschen ein, die aber meist regelmässig dabei sind und diese Gelegenheit sehr schätzen.
«Stille ist die Muttersprache Gottes, daher gehört sie für mich zum spirituellen Grundangebot», erklärt Pfarrerin Iris Lustenberger, die 2018 damit begann. Dabei erfahre sie, dass das gemeinsame Innehalten eine spezielle Kraft und Wirkung entfalte, «über den Kreis der Anwesenden hinaus, mit einer Verbundenheit zu vielen anderen Menschen.» An diesem kalten Dezembertag findet die Stille-Zeit im Unterrichtszimmer statt. Sechs Menschen sitzen um die mit einem Tuch dekorierte Kerze in der Mitte.
Neue Kraft tanken
Lustenberger spricht wenige schlichte Worte zur Einleitung und am Schluss einen Segen. Der Zeit der Stille, die auch hier durch den Ton einer Klangschale eröffnet und beendet wird, geht eine kurze Einstimmung mit gemeinsam ausgeführten Gebärden voran. Das fühlt sich stimmig an. Es ist wohltuend, loslassen zu dürfen – das Leid der ganzen Welt, Sorgen, Pflichten und die Ansprüche, die wir ständig an uns selber stellen, bewusst oder unbewusst. «Ich ermuntere, mit Neugier und Offenheit wahrzunehmen, was wir in der Stille vorfinden», so Lustenberger. Dass es eigentlich «so wenig» sei, was sie in dieser halben Stunde «mache» oder «biete», dieser Gedanke sei ihr nur ganz kurz gekommen, als sich der Besuch einer Journalistin ankündigte. «Die Versuchung des Zuviel ist überall», das Gegenteil, die Erfahrung des «möglichst wenig» eine grosse Chance. Und so mache sie auch heute alles wie bis anhin. Der Donnerstag ist jeweils ein voller Tag in ihrer Agenda und sie fragte sich auch schon: «Warum dann am Abend noch ein Termin? Und ich musste oft feststellen – genau das habe ich gebraucht, denn in der Stille kann ich wieder Kraft tanken.»
Eine Erfahrung, die sich auch mit unseren als Besucherinnen in Luchsingen und Ennenda deckt. Übrigens: Eine weitere Möglichkeit, im Alltag innezuhalten, bieten Hauskreise in unseren Gemeinden. Hier trifft sich eine Gruppe in einem privaten Zuhause, um Zeiten des Austauschs, mit Gebet und Bibellesen zu verbringen.
Das nächste Abendlob findet in Luchsingen am 20. Januar statt, die Zeit der Stille in Ennenda am 16. Januar (weitere Termine jeweils in den Gemeindeagenden von Reformiert GL der Folgemonate).
Text. Irene Spälti und Swantje Kammerecker
Bild: Swantje Kammerecker
Schwerpunkt: Gott in der Stille erleben