Sinn(liches), Stürze und der Weg zurück ins Licht
Rauf und runter fahren die Jugendlichen mit ihrem Skateboard auf der Anlage neben der Lintharena - mit einem Leuchten in den Augen, wenn gerade wieder einmal ein besonderer Ride (Fahrt) gelungen ist. Dieses Leuchten zeugt von der neuen Lebensenergie, die durch die Bewegung im Freien entsteht und von einem Stück Sinn, das dem Leben verliehen wird. Gelungene Bewegungsabläufe, das Zusammensein mit Freun-dinnen und Freunden, Anerkennung und wahrgenommen Werden vermitteln Sinn und Momente des Glücks. Dies stellt sich auch ein, wenn wir anderen eine Freude machen, oder jemandem behilflich sein können. Wir brauchen dieses kleine Glück für unser Leben. Es ist das täglich Brot für unsere Seele. Um so mehr, wenn darin etwas enthalten ist, das unserem Gaumen schmeichelt. Wie zum Beispiel beim miteinander Skateboarden, wo viele Sinne beteiligt sind und man das Leben in vollen Zügen aufnehmen und kosten kann.
Und ein sechster Sinn?
Gerade unsere Sinne sind der Schlüssel zu einem erfüllten Leben. Zum einen sind dies die bekannten Sinne des Körpers: Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Tasten. Und zum andern sind es diejenigen Sinne, welche von unserem innerem Erleben her kommen, von der Seele, dem Gemüt, der Gedankenwelt. Sie reichen mit ihren Fühlern über das Hier und Jetzt, die Gegenwart hinaus und versuchen die grossen Zusammenhänge zu erfassen: Wer bin ich? Was schenkt mir Freude und Sinn? Was ist mit dem Leben überhaupt? Gibt es eine Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt? Was ist mit Gott und Glauben? Manche sprechen davon, dass wir einen sechsten Sinn hätten und nennen es Intuition, Eingebung oder die Fähigkeit, die Wirklichkeit zu erahnen, die hinter allem ist, das wir mit unseren fünf Sinnen erfassen können. Unser Glaube ist in dieser verborgenen Wirklichkeit beheimatet. Wo wir den Glauben ausüben, verbinden wir unser tägliches Leben mit dieser Wirklichkeit und den ganz grossen Fragen des Menschseins.
Im Rauf und Runter, Kreuz und Quer der Jugendlichen durch die Skateboardanlage ist eines fast unvermeidlich: dass man ab und zu stürzt und so mancher Sinn Ungefreutes zurückmeldet - wie im normalen Leben auch. Da muss man sich aufrappeln und neu motivieren. Doch manchmal geht eine Verletzung oder Verunsicherung tiefer. So, dass manches, das einem Halt, Lebensenergie und Sinn gab, langsam zu verblassen scheint und wir neuen Tritt finden müssen. Beim Skateboardfahren heisst dies es langsam wieder zu wagen, bis man neu hineingenommen wird in den Flow.
Übertragen auf den Glauben kann dies heissen, allen Sinnen, den körperlichen und den inneren Sinnen, immer wieder Raum zu geben. Dies kann sein ein kleines Gebet zu sprechen oder ein Lied anzustimmen, welches diesen Augenblick und vielleicht noch den nächsten Augenblick vor Augen hat. Das erdet uns und verbindet uns gleichzeitig mit der Wirklichkeit hinter dem Sichtbaren, Gottes Sein. Ein solches Lied ist für mich das folgende Lied aus Taizé. Es dient mir auch als Wegzehrung für den An-fang eines neuen Jahres oder Lebensabschnittes. Es lautet:
Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir
Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht.
Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weisst den Weg für mich.
Pfarrer René Hausheer-Kaufmann
Sinn(liches), Stürze und der Weg zurück ins Licht