So wird Kirche sicht- und hörbar
âBim-bam, bim-bam!â â eine Gruppe Kinder im Vorschulalter betĂ€tigt sich unĂŒberhörbar als eifrige Glöckner. Das verkleinerte Modell eines hölzernen Glockenstuhls steht inmitten eines Geheges â Ă€hnliches eines BĂ€llchenbades â mit unzĂ€hligen bunten Lego-Klemmbausteinen. Sie laden ein, WĂ€nde fĂŒr den Kirchturm zu bauen, was auch rege genutzt wird. Das Pendant fĂŒr fortgeschrittene Glöckner und Technik-Freak befindet sich am gegenĂŒberliegenden Ende des nach drei Seiten offenen Stands der beiden Glarner Landeskirchen: Hier kann bestaunt werden, wie das Original eines ĂŒber 100 Jahre alten mechanischen Uhr- und Glockenwerks mit all seinen ZahnrĂ€dchen, Ketten und Pendeln lĂ€uft. Thomas Muff von der Luzerner Firma Muff, welche auch in Glarner Kirchen fĂŒr Unterhalt der inzwischen natĂŒrlich digital gesteuerten âZeitmaschinenâ in den KirchtĂŒrmen sorgt, gibt mit Leidenschaft Auskunft ĂŒber die technischen Wunderwerke und erwĂ€hnt auch das firmeneigene Museum, aus dem das Exponat stammt.
Auf uns kannst du bauen
âAuf uns kannst du bauenâ â unter diesem Motto prĂ€sentieren sich die Glarner Landeskirchen erstmals wĂ€hrend der fĂŒnf Tage der beliebten Glarner Messe. Nebst dem OK unter Leitung von Irene SpĂ€lti (reformiert) und Werner Holdener (katholisch) sind aus beiden Kirchen etwa 20 Freiwillige im Einsatz, gut erkennbar am dezenten, einheitlichen Shirt mit den beiden Kirchenlogos. Ăkumenisch â und das nicht erst seit heute. Bereits heuer an der Jodlermesse des ESAF und am Glarner Weihnachtsmarkt 2024 kamen sie mit einem gemeinsamen Auftritt und Angebot zu den Menschen. Wie wird dieses an- und wahrgenommen, an der Glarner Messe?
âGrossandrang am Stand!â meldet etwa Irene SpĂ€lti am Samstagnachmittag. Die vorherigen Tage seien etwas ruhiger gewesen. Freundlich interessiert, mit positiven Reaktionen seien die meisten Begegnungen gewesen. GesprĂ€che blieben in dem GetĂŒmmel meist eher an der OberflĂ€che, seien aber ab und zu auch konkret geworden. Von Sachfragen wie âWarum haben manche Kirchen nur einen Turm und andere zwei?â* bis hin zu âWozu ist die Kirche eigentlich da?â. Darauf war man natĂŒrlich mit vielfĂ€ltigem Infomaterial vorbereitet und auch mit einem neuen Flyer, der die wichtigsten Felder kirchlicher Arbeit zusammenfasst (davon ist der Gottesdienst nur eins von vielen). Kafi und Schöggeli, dazu Give-aways in Form von Trinkflaschen und Jojos, wurden ebenfalls angeboten.
Seelentankstelle an der Querspange?
Zusammenfassend hĂ€tten Menschen aller Generationen am gut platzierten Stand Nr. 112 in Halle 1 Halt gemacht. âVon solchen, die schon aus der Kirche ausgetreten waren und uns das mitteilen wolltenâ, so Werner Holdener, âbis hin zu Menschen mit speziellen Anregungen.â So habe etwa eine Studentin der katholischen Religion die Idee geĂ€ussert, an der stautrĂ€chtigen Querspange in Netstal eine âSeelentankstelleâ einzurichten, wo man sich eine kurze Auszeit nehmen und stĂ€rken könne. Sicher wĂ€re die mit Ă€hnlich unĂŒbersehbaren roten SĂ€ulen, wie der Stand der Glarner Messe, auch ein Eyecatcher. âAls âBodenpersonalâ wollten wir dagegen bewusst zugewandt, aber nicht aufdringlich oder gar missionarisch auf die Menschen zugehenâ, so Irene SpĂ€lti und Werner Holdener. Das sei auch gut angekommen. Ob sich die Beteiligten eine Fortsetzung vorstellen können? âWarum nicht, das klĂ€ren wir jetzt sicher abâ, so die Antwort.   Â
Text und Bilder: Swantje Kammerecker
(mögliche Antwort: *Kirchen aus der Romanik, Barock und Gotik haben oft TĂŒrme und wirken imposanter. Ăltere oder kleinere Kirchen haben nur einen Turm, man hat da «pragmatischer» gebaut.)
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
        
        
        
        
So wird Kirche sicht- und hörbar