News von der Glarner reformierten Landeskirche
Nachgedacht

Über Demokratie in der Kirche

von Pfarrer Ruedi Hofer
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12.09.2023
Einige Gedanken zur Demokratie und zur Gleichberechtigung und woran man sich orientieren kann - darüber schreibt Pfarrer Ruedi Hofer aus dem Kirchenkreis Glarus Nord in der Rubrik «Nachgedacht».

«Einer ist euer Meister, Christus, 

ihr alle aber seid Brüder.»

(Matthäus 23,8)

Dieser Spruch steht über dem Chorbogen der Kirche Matt, deren 750-jähriges Bestehen heuer gefeiert wird. Moderner übersetzt lautet er: «Einer ist euer Meister, Christus, ihr untereinander aber seid alle Geschwister.» Ich muss gestehen, dass ich es in meiner Pfarramtszeit in Matt-Engi versäumt habe, darüber zu predigen. Heute aber merke ich, welche Bedeutung dieser Bibelvers hat.

Unsere reformierte Kirche kennt keine Hierarchie, sondern sie ist ganz demokratisch verfasst. Auch der Pfarrer und die Kirchenräte sind nicht eingesetzt und angestellt, um über andere zu herrschen. Sondern sie sind beauftragt von der Gemeindeversammlung, die ganze Gemeinde zu leiten und dafür zu sorgen, dass sie lebt. 

Ganz in diesem Sinn sagt Jesus (Mt 23,11): «Der Grösste unter euch soll euer Diener sein.» Einander dienen als gleichberechtigte Mitglieder, als Glaubensgeschwister, das ist ein hoher Wert. Wir sehen, wie schwierig das Miteinander oft ist, gerade auch im kirchlichen Kontext. Manchmal wird in unserer Welt davon gesprochen, einander zu dienen, aber in Tat und Wahrheit übereinander geherrscht. 

Das Ausüben von Macht ist immer wieder eine Versuchung unter Menschen. Gewiss, es gibt Menschen, die sind durch ihr Amt beauftragt, Macht zum Wohle der Gemeinschaft auszuüben, aber leider passiert es immer wieder, dass diese Macht missbraucht wird.

Wir haben eine Autorität zu anzuerkennen: Jesus Christus. Er ist unser Meister, auf ihn sollen wir hören, in seinem Sinn sollen wir handeln; und damit automatisch auch den himmlischen Vater ehren und respektieren. 

Sind wir Christen bereit, um Christi willen zu dienen? Wegen Jesus, für ihn will ich mich einsetzen für das friedliche Zusammenleben und für die christlichen Werte. Wegen ihm und für ihn will ich nicht lassen von unserer Kirche und mit meinen Fähigkeiten mithelfen zum Wohle der Gemeinschaft. Macht, grosses Ansehen und viel Geld sollen mich nicht locken, sondern mein Ziel möge bleiben: einer besseren Welt, ja Gottes neuer Welt zu dienen. Wir sind untereinander Geschwister. D.h. wir sind gleichberechtigt und sollen nicht übereinander herrschen. Vielmehr sollen wir füreinander da sein und einander beistehen in den Höhen und Tiefen des Lebens. 

Das also steht in der Kirche Matt über dem Chorbogen und ich habe bislang zu wenig bedacht, welche Bedeutung dieser Satz für unsere Kirche hat.

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