News von der Glarner reformierten Landeskirche

Unser Glaube hat viele Facetten – Kinderfragen auch

von Katrin Lienhard
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30.06.2025
Inspiriert durch die April-Ausgabe hat mich der Gedanke «Wie Kinder Gott erleben – auch ohne festen Glauben in der Familie» nicht mehr losgelassen. Viele Eltern stellen fest, dass Kinder oft erstaunlich tiefgründige Glaubensfragen stellen.

Von Katrin Lienhard

«Gibt es Gott wirklich?», «Wo wohnt Gott?», «Wer ist der Vater von Gott?» oder «Warum lässt Gott traurige Dinge zu?» Solche Fragen führen oft zu spannenden Gesprächen – auch in Familien, in denen nicht alle an Gott glauben. Kinder erleben die Welt mit offenen Augen und einem neugierigen Herzen. Für sie ist es oft natürlich, über Gott nachzudenken – nicht unbedingt im Sinne einer bestimmten Religion, sondern eher als Suche nach Sinn, Trost oder einem unsichtbaren Freund, der zuhört. Es ist oft gar nicht so wichtig, ob man Gott genau «versteht». Kinder erleben ihn eher als Gefühl. Und manchmal hilft es schon, einfach gemeinsam über solche Fragen zu reden – ganz ohne feste Antwort. Auch wenn die Eltern unterschiedliche Ansichten haben, kann es bereichernd sein, offen darüber zu sprechen. So können Kinder lernen, dass Fragen erlaubt sind, dass man Unterschiedliches glauben darf und dass man trotzdem zusammengehört.

Rituale der Stille

Obwohl in unserer Familie nicht alle einen festen Glauben haben, besichtigen wir in unseren Ferien oft verschiedene Kirchen. Diese Besuche gehören für uns einfach dazu. Die Bauwerke beeindrucken uns mit ihrer Architektur, ihren Kunstwerken und ihrer langen Geschichte. Manche von uns nehmen sich Zeit für stilles Nachdenken oder um eine Kerze anzünden, andere betrachten die Kirchen eher aus kulturellem oder historischem Interesse. Es ist weniger eine Frage des Glaubens als eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und etwas über die Vergangenheit und Tradition eines Ortes zu erfahren. Diese Besuche verbinden uns als Familie, auch wenn jede/r von uns die Kirche auf eine andere Weise wahrnimmt.  

In vielen Familien spielt der Glaube heute keine grosse Rolle mehr. Manche Menschen haben schlechte Erfahrungen mit der Kirche gemacht oder finden, dass Religion nicht mehr zu ihrem Leben passt. Andere vertrauen lieber auf Wissenschaft und eigene Erfahrungen als auf religiöse Überzeugungen. Auch der gesellschaftliche Wandel spielt eine Rolle: Früher war es selbstverständlich, regelmässig in die Kirche zu gehen oder religiöse Feste zu feiern. Heute leben viele Menschen individueller – sie glauben vielleicht an etwas Höheres, aber nicht unbedingt an einen bestimmten Gott, oder folgen keiner festen Religion. Auch wenn nicht alle in einer Familie an Gott glauben, ist es wichtig, mit Kindern über Glaubensfragen zu sprechen oder gemeinsam eine Kirche zu besuchen. Es ist wichtig, dass Kinder merken: Fragen sind erlaubt. Glaube ist etwas Persönliches. Und auch in einer Familie mit unterschiedlichen Überzeugungen kann man gemeinsam über Werte, Hoffnung und den Sinn des Lebens sprechen.

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