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Kirche und Umwelt

Zehn Jahre «Grüner Güggel»: Kirchen sind Vorbild

von Vera Rüttimann
min
05.11.2025
Im Oktober 2025 feierte das kirchliche Umweltmanagementsystem «Grüner Güggel» sein zehnjähriges Bestehen in der Schweiz. Es sensibilisiert für Umweltthemen – trotz der schwierigen Zeiten für ökologische Anliegen.

Vor einem Jahrzehnt führte der ökumenische Verein oeku – Kirche und Umwelt das Label «Grüner Güggel» ein. Oeku betreibt die Zertifizierungsstelle und arbeitet eng mit den Landeskirchen zusammen. Die Idee stammt ursprünglich aus Deutschland, dort wurde unter dem Namen «Grüner Goggel». 2010 wurde das Umweltmanagementlabel erstmals am ökumenischen Bodensee-Kirchentag in Radolfzell vorgestellt.

Wachsendes Umweltbewusstsein

Die Motive für den Erhalt des Labels sind vielschichtig. Kirchen und Pfarreien erkennen in den letzten Jahren zunehmend ihre Verantwortung für die Umwelt, so wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika «Laudato si!» gefordert hatte. Oder wie es der Blick auf die jährliche Energierechnung zeigt. Die Kirchen, ihre Liegenschaften und Kirchgemeindehäuser verbrauchen erhebliche Ressourcen – ähnlich wie jene der Unternehmen.

Der «Grüne Güggel» setzt genau hier an: Er bietet ein Umweltmanagementsystem, das die Umweltbelastungen verringern soll. Der standardisierte Prozess umfasst zehn Schritte – von der Bildung eines Umweltteams und der Bestandsaufnahme des Verbrauchs und anderem über Zielsetzungen und Massnahmenplanung bis hin zu Umweltberichten, Zertifizierungen und Rezertifizierungen. Das Label schafft zudem Sichtbarkeit: Zertifizierte Kirchgemeinden demonstrieren nach innen und aussen, dass sie Verantwortung für Umwelt und Nachhaltigkeit übernehmen. Sowohl die Evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz wie auch die Bischofskonferenz empfehlen den Kirchgemeinden, sich auf den Prozess der Zertifizierung einzulassen.

Pfarreien in der Schweiz waren schon früh dabei: St. Josef Köniz im Kanton Bern etwa erhielt das Label bereits 2016. Seither wächst die Zahl der zertifizierten Kirchgemeinden stetig. Mitte 2025 waren laut oeku rund 80 Kirchgemeinden und kirchliche Einrichtungen ausgezeichnet.

Die Bewahrung der Schöpfung ist ein zentraler Bestandteil der Schöpfungsleitlinien.  Es ist wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen und andere zum Nachdenken zu bringen.

Auch die Kirchgemeinde Buchthalen durchlief diesen Prozess und erhielt im Sommer 2021 das Label. André Sauter, engagierte sich in der Gemeinde für den «Grünen Güggel» und fungierte als Umweltverantwortlicher. Der Schaffhauser übernahm das Amt von Pfarrer Daniel Müller, der die Bewerbung für den «Grünen Güggel» initiiert hatte. «Er war die treibende Kraft», sagt Sauter, Medizintechniker aus Schaffhausen.

Sauter erstellte das Umweltprogramm seiner Kirchgemeinde gemeinsam mit dem Umweltteam. Der Kirchenstand segnete es ab. Zu den jüngsten Massnahmen gehört der Beitritt zur Initiative «Tierfreundliche Kirche».

«Die Kirche hat ein Wächteramt»

Was ist die Motivation seines Engagements? «Die Bewahrung der Schöpfung ist ein zentraler Bestandteil der Schöpfungsleitlinien. Das spricht mich an», sagt Sauter. Der «Grüne Güggel» biete eine Plattform, um Stellung zu Umweltfragen zu beziehen. Gerade jetzt sei das wichtig, wo Staaten wie die USA ihr Umweltprogramm zurückfahren und aus dem Pariser Klimaabkommen austreten wollen. Und Leute die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Atmosphärenphysik infrage stellen. Die Kirche könne mit dem «Grünen Güggel» ihr Wächteramt wahrnehmen.

Für Umweltengagierte wie André Sauter zeigt der «Grüne Güggel», wie kirchliche Gemeinschaften ihre theologische Verpflichtung zur Bewahrung der Schöpfung in einem strukturierten, praxisnahen Prozess umsetzen können. Auf die Frage, was sein Engagement ihm und seiner Kirchgemeinde bislang gebracht habe, antwortet André Sauter: «Es ist wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen und andere zum Nachdenken zu bringen.»

 

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