News von der Glarner reformierten Landeskirche
Nach zwölf Jahren verwirklicht

Der erste Religionsgarten der Schweiz steht in Aarburg

von Tilmann Zuber
min
25.05.2023
In Aarburg wurde am Muttertag der erste Religionsgarten der Schweiz eröffnet. Zu sehen sind hier die Pflanzen aus Bibel, Tora und Koran. Der Garten ist auch ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der Religionen.

Alles passte zusammen: Muttertag, das Jodelchörli besang den Frühling im Bergwald, die Tulpen blühten um die Wette, und an den Ständen gab es Aargauer Rüeblichueche, jüdischen Zopf und türkisches Süssgebäck. Sogar der Dauerregen machte für eine Stunde Pause, als sich zahlreiche Gäste zur Einweihungsfeier des ersten Schweizer Religionsgartens einfanden.

Standort des Religionsgartens ist der Alte Friedhof in Aarburg AG. Acht grosse mit Lärchenholz eingefasste Beete zeigen die Flora aus Bibel, Tora und Koran, von einfachen Gräsern über Unkräuter wie Disteln, Nesseln und Dornen bis hin zu Färberpflanzen, Feldfrüchten und Reben. Hinzu kommt ein kleiner Teich für Wasserpflanzen. «Bei der Planung mussten wir zuerst ab­­klären, was in unseren kühlen Breitengraden überhaupt wächst», erklärt Markus Bill, der das Projekt vor zwölf Jahren initiierte. Die Idee kam dem Dulliker beim Besuch des Bibelgartens in Gossau SG. Dieser basiert auf alten Plänen des Klosters St. Gallen. Bill reiste zu Bibelgärten nach Deutschland, wälzte Pflanzenbücher und besuchte Fachtagungen.

Aus dem christlichen Bibelgarten ist ein weltoffener Religionsgarten geworden.

Pflanzen in Bibel, Tora und Koran

Als Markus Bill feststellte, dass Pflanzen in den abrahamitischen Religionen eine Rolle spielen, war für ihn klar, dass der Garten nicht nur ein christlicher, sondern auch ein jüdischer und muslimischer Garten werden sollte. So nahmen an der Einweihung auch die Grüne Moschee Aarburg und die kantonale christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft teil. «Aus dem christlichen Bibelgarten ist ein weltoffener Religionsgarten geworden», sagte Vereinspräsident Markus Bill.

Beet Nr. 7 mit Disteln, Dornen, Nesseln. Diese Pflanzen werden mehrheitlich negativ erlebt, sie haben aber eine duale Funktion.

Auch stachelige Disteln, Dornensträucher oder Nesseln können nützlich sein. | Foto: Tilmann Zuber

 

Nach der Vereinsgründung, unzähligen ­Sitzungen, Diskussionen, Workshops und Planungen konnte im April zur Tat geschritten werden: Freiwillige griffen zu Spaten und Schaufel, ­setzten unzählige Setzlinge in die Erde des Alten Friedhofs und versahen sie mit Namensschildern. Angeleitet wurden sie vom Garten­experten Joachim Förster. Weitere Informationen gibt es im Internet. www.religionsgarten.ch zeigt, was in den einzelnen Beeten wächst, und stellt die Verbindung zwischen den Pflanzen und den Textstellen aus Bibel, Tora und Koran her.

Die 10 Jodlerinnen und Jodler eröffneten den Religionsgarten musikalisch.

Stimmungsvoller Rahmen: Das Jodelchörli besang den Frühling und die Tulpen blühten um die Wette. | Foto: Tilmann Zuber

 

 

«Unser Anliegen war es, das Verbindende zwischen den Religionen zu betonen und nicht das Trennende», sagt Vorstandsmitglied Regula Eichelberger. Dass dies funktioniert, hat sich bereits in der Arbeitsgruppe gezeigt. Das Inte­resse am Garten der Religionen ist gross. Inzwischen wurde die pensionierte Katechetin an-gefragt, ob sie eine Konfirmandenklasse durch den Religionsgarten führen könne. Eichelberger kann sich gut vorstellen, dass noch weitere ­Schulklassen folgen werden. Denn es gibt viel zu sehen und zu lernen im ersten Schweizer Religions­garten: vor allem, wie nahe sich Judentum, Christentum und Islam stehen. Und wie ­einträchtig ihre Pflanzen wachsen und gedeihen. Der Religionsgarten in Aarburg ist ein konkretes Symbol für das friedliche Zusammenleben der Religionen.

 

Der Religionsgarten in Aarburg lässt sich ab sofort besuchen: Park im Alten Friedhof, Oltnerstrasse, 4663 Aarburg (gleich neben Bushaltestelle «Alter Friedhof»).

 

Verzeichnis weiterer Bibelgärten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

 

Unsere Empfehlungen

«Einer muss den ersten Schritt machen»

«Einer muss den ersten Schritt machen»

Der muslimisch-jüdische Dialog scheint seit dem Terrorangriff der Hamas schwierig. In Basel fand nun eine Premiere statt: Jüdische und muslimische Gläubige haben erstmals ihren Fastentag gemeinsam mit einem koscheren Essen beendet.