Pantomimenpredigt: «Es berührt die Zuschauer zutiefst»
Predigt und Pantomime – passt das zusammen? Christoph Schwager sagt klar: Ja. Seit 26 Jahren verbindet der Schauspieler und Theologe seine beiden Passionen und hat damit über 280 Auftritte absolviert. Der Anfang war eine Anfrage während der Fastenzeit. Die Resonanz war so gross, dass Schwager die Pantomimenpredigt fest in sein Repertoire aufnahm. Am Freitag wird er während der Langen Nacht der Kirchen in der Kirche Hägendorf auftreten.
Von der Schöpfung zum Schicksal des Menschen
Sein Stück beginnt mit der Schöpfung der Erde, führt im zweiten Akt zum Predigertext über die Zeit und endet mit der Heilung der Frau, die einen krummen Rücken hatte. Ohne ein Wort zu sprechen, zeigt Schwager mit Mimik und Gestik, wie Gott Erde und Wasser trennte, Pflanzen, Tiere und Menschen schuf. Zum Vers «Alles hat seine Zeit» stellt er das menschliche Leben dar – von der Geburt bis zum Tod. Er zeigt erste Schritte, die erste Liebe, den Berufseinstieg und das Älterwerden. Am Ende blickt man zurück und erkennt: Es war gut, wie es war. «Man versöhnt sich mit seinem Leben», sagt der 68-Jährige.
Auch Schwagers eigener Weg verlief nicht geradlinig. Nach einer Bürolehre, studierte er zuerst Religionspädagogik und später Theologie. Er wurde Katechet und Jugendseelsorger in Beckenried. 1988 übernahm er die Leitung der katholischen Pfarrei Härkingen. Doch neben der Kirche zog es ihn zur Schauspielerei. Am Galli-Institut in Freiburg im Breisgau lernte er Körpersprache und Theater, später bildete er sich bei Carlos Martinez in Barcelona zum Pantomimen weiter. Heute tritt er als Solokünstler mit eigenen Produktionen auf und leitet in Olten das Schwager-Theater. Seit September 24 ist er mit seinem Erzähltheater «s’Gäutier – SAGENhaftes Erzähltheater» auf Tournee.
Pantomime wirkt direkt, von Bauch zu Bauch, nicht von Kopf zu Kopf.
Für die Szene der Heilung der Frau mit dem krummen Rücken schleppt Schwager ein 100 Quadratmeter grosses Netz über die Bühne. Die Last drückt ihn nieder, droht ihn zu erdrücken. Er kämpft, versucht, das Netz zu ordnen, verheddert sich aber immer mehr. Doch dann geschieht etwas. Mehr will Schwager nicht verraten – er möchte das Publikum jeweils überraschen und einbeziehen.
Das Elend in den Armenviertel erlebt
Die Bilder zur Geschichte der Frau schöpft Schwager aus seiner Zeit in Lima. Im Auftrag der Missionsgesellschaft Bethlehem lebte er mit seiner Familie in den Armenvierteln der peruanischen Hauptstadt. Dort sah er Kinder, die im Müll nach Essen suchen, und Mütter, die ihre toten Kinder durch die Strassen trugen. «Die Kindersterblichkeit war damals sehr hoch», erzählt er. Für Schwager steht fest: Heilung entsteht durch Empathie, Solidarität und Engagement.
Bei seinen Auftritten erlebt er, wie tief sein Spiel die Menschen bewegt. «Pantomime wirkt direkt, von Bauch zu Bauch, nicht von Kopf zu Kopf. Sie ist emotional, berührt und lässt Raum für eigene Gedanken und Interpretationen. » Diese Offenheit ist Schwager wichtig. Jeder sollte sich seine eigenen Bilder machen.
Pantomimenpredigt von Christoph Schwager am 23. Mai, 20–21 Uhr, in der reformierten Kirche Hägendorf.
Die «Lange Nacht der Kirchen»
Am Freitag, den 23. Mai, öffnen Kirchen in der Schweiz ihre Türen. Zeitgleich mit Österreich und anderen europäischen Staaten feiern sie die fünfte «Lange Nacht der Kirchen».
Besucher können ein vielfältiges Programm erleben. Dazu gehören Konzerte, Lichtinstallationen und kulturelle Darbietungen. Kirchgemeinden und Pfarreien aller Konfessionen organisieren die Veranstaltungen. Die Angebote stehen allen Altersgruppen kostenlos zur Verfügung.
Das ganze Programm auf www.langenachtderkirchen.ch
Pantomimenpredigt: «Es berührt die Zuschauer zutiefst»