News von der Glarner reformierten Landeskirche

Denkpause: Zur Jahreswende

von Pfarrerin Iris Lustenberger
min
23.12.2024
Die Raunächte sind eine faszinierende Zeitspanne zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, die seit Jahrhunderten von Mystik, Ritualen und spirituellen Praktiken geprägt ist. Diese zwölf Nächte, oft als Übergangszeit zwischen den Jahren verstanden, laden dazu ein, innezuhalten und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Aber wie lässt sich dieser alte Brauch in unser modernes Leben integrieren?

Im Ursprung waren die Raunächte eine Phase der Reinigung und des Übergangs, stark beeinflusst von alten Mondkalendern und germanischen Traditionen. Es hiess, dass die Tore zur spirituellen Welt in diesen Nächten besonders weit offenstehen. Rituale wie das Räuchern von Haus und Hof dienten dazu, das Alte loszulassen und das Neue willkommen zu heißen.

Diese Symbolik ist auch heute relevant. Wir leben in einer hektischen Welt, in der kaum Zeit bleibt, Vergangenes zu verarbeiten. Die Raunächte bieten eine bewusste Gelegenheit, das alte Jahr zu verabschieden, Dankbarkeit zu üben und sich neu auszurichten.

Rituale für den modernen Alltag

  1. Tagebuch schreiben: Jede der zwölf Nächte repräsentiert einen Monat des kommenden Jahres. Notieren Sie Träume, Gedanken oder Wünsche. Diese Reflexion kann Ihnen helfen, sich auf die kommenden Monate vorzubereiten.
  2. Räuchern: Auch heute können Sie mit Kräutern wie Salbei oder Lavendel Ihr Zuhause reinigen und eine friedliche Atmosphäre schaffen.
  3. Auf PC, Handy, Fernseher und Co verzichten: Nutzen Sie diese Zeit, um sich von digitalen Ablenkungen zu lösen. Schaffen Sie Momente der Stille und Klarheit.
  4. Dankbarkeit: Rückblickend auf das Jahr können Sie überlegen, was gut lief und welche Herausforderungen gemeistert wurden. Dankbarkeit stärkt die Verbindung zu sich selbst und anderen.

Zeit für persönliche Intuition

Die Raunächte sind ideal, um die eigene Intuition zu stärken. In einer Zeit, in der Logik oft überwiegt, laden diese Nächte dazu ein, auf das innere Gefühl zu hören. Nehmen Sie sich Zeit für Meditation oder Spaziergänge in der Natur, um in sich hinein zu spüren.

Gemeinschaft und Verbindung

Traditionell wurden die Raunächte in Gemeinschaft begangen. Auch heute können Sie diese Zeit nutzen, um bewusst Beziehungen zu pflegen, sich auszutauschen und gemeinsam Pläne zu schmieden.

Eine Brücke zwischen Alt und Neu

Die Raunächte erinnern uns daran, dass das Leben eine Balance aus Loslassen und Neubeginn ist. Sie sind eine Einladung, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren –auf inneren Frieden, Klarheit und Verbundenheit.

In einer Welt, die oft von Geschwindigkeit geprägt ist, laden die Raunächte zur Verlangsamung ein und schenken Raum für das eigene Erleben. So kann sich die alte Tradition der Raunächte mit dem modernen Bedürfnis nach Sinn, Ruhe und Orientierung verbinden. Heute haben wir die Freiheit, diese Zeit selbst zu gestalten. Haben Sie auch Lust dazu?

Text und Bild: Iris Lustenberger, Pfarrerin in Ennenda

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