Ein neues Jahrhundertwerk krönt das Matter Kirchenjubiläum
Nur noch an diesem herbstlich-kühlen Tag, dem 14. September 2024, hingen die Grussfahnen der Glarner Kirchgemeinden und die Zeichnungen der Chlytaler Schülerinnen und Schüler in der Kirche, auch draussen flatterten textile Glückwünsche. Die waren schon etwas wettergebleicht, beging man doch bereits 2023 das Jubiläum der Kirche Matt, dessen krönender Abschluss heuer gefeiert wurde. Mit 750 Jahren ist sie die älteste Pfarrkirche im Kanton. Das Buch zu dieser Geschichte ist mit fast 400 statt der ursprünglich etwa 60 geplanten Seiten nun weit mehr als eine Festschrift geworden. Dem Historiker- und Autorenehepaar Hanspeter Marti und Karin Marti-Weissenbach, die zwar eigentlich schon pensioniert sind, aber noch immer die Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschungen in Engi führen, gelang eine umfassende geschichtliche Aufarbeitung und zugleich ein auch für Laien spannendes Buch. Und es ist hochaktuell, umfasst es auch die Aktivitäten im Jubiläumsjahr 2023 im ersten Kapitel, ergänzt durch viele Bilder.
Kirchenpräsidentin Martha Näf führte durch den Festakt, der vom Trio ALLPOTT mit passender Musik umrahmt wurde. Sie schilderte den Beschluss des Kirchenrats Matt-Engi, etwas Bleibendes zu schaffen, ihre erste vorsichtige Anfrage an das in Engi wohnhafte Autorenpaar („und ich sah gleich leuchtende Augen“!) bis hin zur zweijährigen Schaffenszeit: „ja, es wurde eine Mammutaufgabe, aber Martis waren noch immer mit leuchtenden Augen dabei.“. Die aufwändige Archivarbeit habe sich gelohnt, sind doch so neue Quellen erschlossen worden. Bei der Transkription schwer lesbarer Texte half Thomas Marti, Sohn der Autoren. Mit Buchausschnitten aus verschiedenen Epochen liessen die beiden Historiker diese Zeiten lebendig werden. Verstrickungen zwischen geistlichen, weltlichen und alltäglichen Themen schienen auf; oft mussten seitens der Kirchenbehörde Konflikte geschlichtet werden: sei es ums Wildheu, um säumige Schulgeldzahler, Ehekonflikte (schambehaftetes wurde auf lateinisch protokolliert) oder um Gottesdienstbesucher, denen Manieren beigebracht werden mussten. Nebst dem Anekdotischen oder Negativen sei aber vor allem festzuhalten, so der schon in Matt getaufte Autor Marti, welch beachtliche Leistungen die Kirchgemeinde über Jahrzehnte nicht nur im Glaubensleben der Talschaft sondern auch punkto Bildung, Sozialwesen, Verwaltung, Recht und sogar medizinischer Versorgung erbracht habe.
Mit Beat Wüthrich und Dekan Peter Hofmann – der wegen eines Missverständnisses eine Stunde später ankam – wurden auch seitens der Geistlichkeit warme Dankes- und Lobesworte an die Beteiligten ausgesprochen. Hofmann erwähnte speziell das ausführliche Orts- und Namensregister des Buches – nur schon beim „A“ scheine eine grosse Spannweite „von Aare über Aebli, Afrika, Armstrong bis Avignon“ auf. Dies zeige, wie weit die Geschichte der Kirche Matt in Raum und Zeit ausgreife und animiere, sich aus dem riesigen Fundus auch gezielte Themen vorzunehmen. Das Interesse jedenfalls war geweckt: Vor dem Verkaufs- und Signiertisch bildeten sich lange Schlangen, während ringsumher bei einem eben ebenfalls rekordverdächtig üppigen Apéro gefeiert wurde. Und auch eine Kirchenkatze kam auf Besuch.
Das Buch „750 Jahre Kirche Matt, 1273 bis 2023“, kann beim Kirchgemeinde-Sekretariat (www. chlytal.ch) sowie über Buchhandlungen bezogen werden.
15.9.2024, Swantje Kammerecker, Medienverantwortliche Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Glarus, swantje.kammerecker@ref-gl.ch
Ein neues Jahrhundertwerk krönt das Matter Kirchenjubiläum