News von der Glarner reformierten Landeskirche
Glauben heute

Ein Wunder!?

von Beni Hunziker
min
26.04.2023
Der Schlager «Wunder gibt es immer wieder!» von Katja Ebstein trifft den Nagel auf den Kopf. Aber bemerken wir die Wunder - die kleinen wie die grossen - denn im Alltag? Beni Hunziker aus dem Grosstal schreibt darüber.

Kennen Sie das? Etwas Wunderbares geschieht und wird sofort relativiert. Ein Gebet um Sonne und die Wolken lichten sich. Ein Stossgebet auf der Suche nach dem unauffindbaren SchlĂŒssel– und SCHWUPS, ist er da. Freude herrscht. Doch eine Minute spĂ€ter ist das Gebet vergessen oder eben relativiert: «Der SchlĂŒssel lag die ganze Zeit da, irgendwann musste ich ihn ja finden.», «Das Wetter hĂ€tte sich ohnehin gebessert.». Wir sind Meister darin, erlebte Wunder im Nachhinein logisch zu erklĂ€ren.

 

Konkrete Hilfe

Eines unserer Kinder hatte nach den Sommerferien unfassbar MĂŒhe in die Schule zu gehen. Es war ein grosses Leiden. Jeden Morgen. Und jeden Abend. Fast körperlich. Schlimm auch fĂŒr mich als Vater, sein eigenes Kind derart leiden zu sehen und hilflos danebenzustehen. Alles gute Zureden, alle Strategien haben nichts gebracht. TrĂ€nen und Kummer, Tag fĂŒr Tag. Am vierten Morgen hielt ich es nicht mehr aus. Ich warf Gott folgende Worte vor die FĂŒsse: «Gott, ich habe alles versucht, aber kann diese Situation nicht Ă€ndern. Wenn es dich gibt, dann unternimm etwas. DU musst ĂŒbernehmen. Hilf! Konkret! Jetzt!»Weinend, wie jeden Morgen, begab sich das Kind auf den Schulweg. Doch am Mittag kam es freudestrahlend nach Hause. Der Morgen sei richtig super gewesen und hĂ€tte grossen Spass gemacht. Ich war baff. Das war konkrete Hilfe. Wenn ich diese Geschichte anderen Menschen erzĂ€hle, ernte ich unglĂ€ubiges LĂ€cheln. Und auch in mir macht sich Zweifel breit. War das nicht eher Zufall?

 

Konkret glauben

Ich habe in den letzten Jahren viele solcher ZufĂ€lle erlebt. Seit sechs Jahren leben mein Bruder und ich als Theaterschaffende und ernĂ€hren unsere Familien davon. Ein abenteuerliches Unterfangen, bei dem der Grat zwischen Wagemut und Unvernunft oft schmal ist. Gerade in den vergangenen Pandemiejahren. Dass wir am Ende des Monats genug Geld haben, um uns einen Lohn auszuzahlen, kam des Öfteren durch ‘Zufall’ zustande. Manchmal behandle ich Gott, als wĂ€re er ein interessantes Konstrukt in einem Ratgeberbuch. Ich denke, meditiere, philosophiere. Mein Glaube ist dann interessant, bleibt aber abstrakt. Ich merke, dass sich ein anderer Ansatz lohnt. Konkret glauben. Konkret erwarten. Konkret erleben. Dabei steht mir frei, Wundersames als Zufall abzutun. Doch es ist erstaunlich, wie sich ZufĂ€lle hĂ€ufen, wenn ich mir erlaube sie konkret zu bestellen. Bestellen nicht wie im Onlinehandel. Nicht als GeschĂ€ft. Sondern als GesprĂ€ch. In einem Dialog. Reden und Zuhören. Wie in einer Beziehung.Dann fĂŒhlt es sich an, als wĂŒrde ich auf dem Bild oben mit der linken Hand meinen Sohn halten. Meine Rechte aber ist gegen den Himmel gestreckt und wird gehalten.

 

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